Nervenheilkunde 2010; 29(12): 812-814
DOI: 10.1055/s-0038-1628857
Schwabinger Neuro-Seminar
Schattauer GmbH

Kamptokormie

Camptocormia
U. Fietzek
1   Abteilung Neurologie und klinische Neurophysiologie, Zentrum für Parkinson-Syndrome und Bewegungsstörungen, Schön Klinik, München Schwabing
,
F. Schroeteler
1   Abteilung Neurologie und klinische Neurophysiologie, Zentrum für Parkinson-Syndrome und Bewegungsstörungen, Schön Klinik, München Schwabing
,
A. Ceballos-Baumann
1   Abteilung Neurologie und klinische Neurophysiologie, Zentrum für Parkinson-Syndrome und Bewegungsstörungen, Schön Klinik, München Schwabing
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Publikationsverlauf

Eingegangen am: 14. September 2010

angenommen am: 14. September 2010

Publikationsdatum:
31. Januar 2018 (online)

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Zusammenfassung

Etwa 10% aller Parkinson-Patienten erleben eine Störung ihrer axialen Motorik, die mit Deformitäten der Wirbelsäule und dem klinischen Bild einer Kamptokormie einhergeht. Die Pathogenese dieser Störung wird kontrovers diskutiert, ein konzilianter Vorschlag vereinigt die konkurrierenden Modelle einer dystonen axialen Störung mit der Beobachtung einer Myopathie der Rückenstrecker. Therapeutisch sind kamptokorme Störungen eine Herausforderung. Erhöhte Dopamindosen können für einzelne Patienten erfolgreich sein. Nach der Beschreibung von Einzelfallerfolgen wurde Botulinumtoxin in drei kleinen Studien mit negativem Ergebnis untersucht. Für die tiefe Hirnstimulation liegen zwar positive Ergebnisse an einzelnen Patienten vor, dies sind aber experimentelle Daten. Die Physiotherapie sollte beübende Verfahren sowie die Versorgung mit adäquaten Hilfsmitteln umfassen. Der hohe Rollator mit Unterarmschalen kann bei geeigneten Patienten die Gehstrecke vergrößern und bei schmerzgeplagten Patienten hilfreich sein.

Summary

About 10% of all parkinsonian patients experience an axial movement disorder that affects gait and posture, leads to deformities of the spine, and gives rise to the clinical picture of camptocormia.The pathogenesis of the disorder is discussed controversially, however, actual contributions in the literature reconcile the model of a dystonic axial disorder with the model of a myopathy of the truncal extensor muscles. Camptocormia is a therapeutic challenge. High dopamine doses can be helpful. Botulinumtoxin was described to be successful for few patients but three small studies produced negative results. Deep brain stimulation also gave positive results but these are experimental data, too. Physiotherapy should entail muscular training of back extensors, and provision of adequate assisting devices. A high-frame walker with forearm support can increase mobility and reduce pain in carefully chosen patients.