Zusammenfassung
Fragestellung: Es gibt epidemiologische Anzeichen dafür, dass ein gegenläufiger Zusammenhang
zwischen körperlicher Aktivität (KA) und postmenopausalem Brustkrebsrisiko besteht.
Brustkrebs ist eine heterogene Erkrankung, die von reproduktiven Faktoren, Lebensstil-Faktoren
und Prädispositionen beeinflusst wird. In der vorliegenden Studie wurde untersucht,
ob diese Risikofaktoren den Effekt von KA auf das Brustkrebsrisiko modifizieren.
Methoden: Es wurden die Daten von 2004 hormonrezeptorpositiven, postmenopausalen Brustkrebspatientinnen
(Fälle) und 6 569 Kontrollpersonen aus der populationsbasierten MARIE-Studie verglichen,
welche 2002–2005 in Deutschland durchgeführt wurde.
Die Interaktionen wurden statistisch mithilfe von adjustierten, unbedingten logistischen
Regressionsmodellen getestet.
Ergebnisse: Körperliche Freizeitaktivität und das Risiko für postmenopausalen, hormone-rezeptorpositiven
Brustkrebs sind invers assoziiert, unabhängig von der Familienvorgeschichte für Brustkrebs
oder von Hormontherapie. Für KA und benigne Brusterkrankungen (p = 0,023) sowie Stillen
(p = 0,045), nicht allerdings für Parität (p = 0,94) fand sich eine signifikante Interaktion;
eine eindeutige Risikoreduktion bestand nur für Frauen, die gestillt haben oder eine
benigne Brusterkrankung hatten (unter den Stillenden: Odds Ratio = 0,63; 95%-Konfidenzintervall
= (0,52; 0,77), höchstes vs. niedrigstes KA-Quartil). Die Interaktion mit dem BMI
war schwach (p = 0,053).
Schlussfolgerungen: Stillen und benigne Brusterkrankungen beeinflussen die Wirkung
von KA auf das postmenopausale Brustkrebsrisiko. Wenn andere Studien ähnliche Modifikationen
nachweisen, könnte zunehmendes Wissen bezüglich dieser Risikofaktoren ein besseres
Verständnis der Wirkung von KA auf das Brustkrebsrisiko ermöglichen. Für Frauen, die
wegen ihrer Familienvorgeschichte oder Hormontherapie ein höheres Brustkrebsrisiko
haben, ist es ermutigend, dieses Risiko durch körperliche Aktivität senken zu können.
Schlüsselwörter
Postmenopausaler Brustkrebs - körperliche Aktivität - Effektmodifikation - Fall-Kontroll-Studie