Aktuelle Weltseuchenlage – Bedeutung für den ÖGD

Auch wenn der Begriff ‚Weltseuchenlage‘ antiquiert erscheint und eher mit der Zeit des ‚Schwarzen Todes‘ in Verbindung gebracht wird, ist er erst seit wenigen Jahrzehnten in der Tropen- und Reisemedizin gebräuchlich.

Bei näherer Betrachtung beinhaltet er alle wesentlichen epidemiologischen Aspekte, um jederzeit das aktuelle Geschehen der übertragbaren Erkrankungen abzubilden:

• Es geht mehr denn je um ein globales Geschehen; aus gutem Grunde besteht seit einigen Jahren das Programm ‚one world‘, mit dem das globale Infektionsgeschehen als vernetztes System – nicht zuletzt mit der Veterinärmedizin – angesehen wird.

• Auch wenn wir Seuchen v.a. mit den Pandemien der letzten Jahrhunderte assoziieren, z.B. Pocken, Cholera, Spanische Grippe, gilt es unvermindert, altbekannte übertragbare Infektionen, ebenso wie die sog. emerging diseases, und die Ausbreitung von Vektoren einzubeziehen.

• Die ‚Lage‘ ist ein Begriff der öffentlichen Sicherheit, er wird von Polizei und anderen Einsatzkräften ständig gebraucht. Auch bei der Analyse des weltweiten Infektionsgeschehens geht es um die fortlaufende Beobachtung ggf. Anpassung an eine Situation, die sich jederzeit ändern kann und ein angepasstes Handeln bedingt.

Seuchen gehorchen, soweit wir das heute wissen, einer Dynamik, deren Variablen zum großen Teil bekannt sind: Basisreproduktionszahl, Vektoren, die den Klimaveränderungen folgen, Armut, Unter- und Mangelernährung, nationale und internationale Migrationsbewegungen, Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Dürreperioden und Erdbeben, intranationale und transnationale Konflikte und kriegerische Auseinandersetzungen, Anschluss an Verkehrs- und Transportwege. Hinzu kommen mit den Henle-Koch-Postulaten noch nicht ganz verstandene Eigenschaften der Erreger und des möglichen Wirtes.

Es wird eine Übersicht der zum Zeitpunkt des Vortrages aktuellen Weltseuchenlage gegeben. Außerdem wird die Entwicklung ‚alter‘ Infektionskrankheiten, z.B. Malaria, Tuberkulose, STI, Dengue dargestellt. Die aktuellen Zahlen werden den Fallzahlen der letzten Jahre gegenüber gestellt. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, dass der ÖGD unter Ausnutzung aller nationalen und internationalen Informationsquellen die Weltseuchenlage und deren Änderungen zu verfolgen hat. Die Deutsche Fachgesellschaft für Reisemedizin will hierbei ein Partner sein.