Aktuelle Ernährungsmedizin 2018; 43(03): 217
DOI: 10.1055/s-0038-1647161
Freie Vorträge III
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Taste disorders during chemotherapy (CTX) – TASTE Studie

J von Grundherr
1   Universitäres Cancer Center Hamburg (UCCH), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
,
B Koch
1   Universitäres Cancer Center Hamburg (UCCH), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
,
A Stein
1   Universitäres Cancer Center Hamburg (UCCH), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
,
D Grimm
2   Klinik und Poliklinik für Gynäkologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
,
C Bokemeyer
3   II. Medizinische Klinik und Poliklinik (Onkologie, Hämatologie und Knochenmarktransplantation mit Sektion Pneumologie), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
,
J Quidde
1   Universitäres Cancer Center Hamburg (UCCH), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
04 June 2018 (online)

 

Fragestellung:

2 von 3 Krebspatienten berichten von Geschmackseinschränkungen (GE) während und nach einer CTX. GE können das Ernährungsverhalten beeinflussen und u.a. zu einer Mangelernährung führen, die bei bis zu 80% der Krebspatienten auftritt und in Folge die Verträglichkeit und Wirksamkeit der Therapie negativ beeinflussen kann. Daher ist die Verbesserung und Prävention von GE von besonderer Bedeutung.

Methodik:

Für die TASTE Studie wurden Patienten unter CTX eingeschlossen und auf mögliche GE untersucht. Die Patienten wurden einer Gruppe mit GE (≤8 Punkte (pt), gemessen durch Geschmacksstreifen „Taste strips“ (TS) ("Interventionsgruppe" (IG)) und einer Gruppe ohne GE (≥9 TS pt) zugeordnet. In Woche 0 erhielten alle Patienten eine individuelle Ernährungsberatung. Die IG erhielt zusätzlich in Woche 0 und 3 – 5 ein Geschmacks- und Geruchstraining. Zur Baseline und in Woche 12 fand bei allen Patienten die Erhebung des objektiven Geschmacks (OG) (mittels TS gemessen), des Mangelernährungsrisikos (MUST Fragebogen) und der Lebensqualität (EORTC QLQ-C30 Fragebogen) statt. Der primäre Endpunkt war die Verbesserung des OG um mind. 2 Punkte (TS) bei mind. 50% der Patienten der IG.

Ergebnis:

Es wurden 62 Patienten (48 weiblich, 14 männlich, 54,5 ± 11,6 Jahre) mit gastrointestinalen Tumoren (GIC) (n = 29), Brustkrebs (BC) (n = 31) oder Lungenkrebs (LC) (n = 2) eingeschlossen. Im Baseline Assessment wurden bei 30 von 62 Patienten GE festgestellt (17 GIC, 11 BC, 2 LC). Bei Patienten mit GIC (median TS: 8,0 pt) wurde eine höhere Rate von objektiven GE festgestellt als bei BC Patienten (median TS: 9,0 pt). Von subjektiven GE berichteten 77% (n = 48). Bezüglich des primären Endpunkts verbesserten 91% (n = 21) der Patienten in der IG ihre OG um 2 TS pt. Die Patienten der IG (n = 23) verbesserten ihren OG signifikant von Baseline (median TS: 6,7 pt) bis Woche 12 (median TS: 10,2 pt) (p = 0,001). Der OG der Patienten ohne GE (n = 26) blieb unverändert (median TS: 11,3 pt) bis Woche 12 (median TS: 11,1 pt) (p = 0,687). Die Lebensqualität (HRQoL) nach EORTC QLQ-30 blieb in beiden Gruppen unverändert. GIC-Patienten wiesen ein höheres Mangelernährungsrisiko nach MUST auf als BC-Patienten. Patienten der IG verringerten ihr Mangelernährungsrisiko von Baseline bis Woche 12.

Schlussfolgerung:

Eine intensivierte Ernährungsberatung mit Geschmacks- und Geruchstraining verbessert die Geschmackswahrnehmung von Patienten unter CTX. Weitere Studien werden benötigt, um die Ergebnisse zu bestätigen.