Aktuelle Ernährungsmedizin 2018; 43(03): 218
DOI: 10.1055/s-0038-1647164
Freie Vorträge III
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Übergewicht und Adipositas in Pflegeheimen – eine Bestandsaufnahme anhand der nutritionDay-Daten

G Torbahn
1   Institut für Biomedizin des Alterns, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Nürnberg, Germany
,
M Streicher
1   Institut für Biomedizin des Alterns, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Nürnberg, Germany
,
K Schindler
2   Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel, Universitätsklinik für Innere Medizin III, Medizinische Universität Wien, Wien, Austria
,
M Hiesmayr
3   Klinische Abteilung für Herz-Thorax- Gefäßchirurgische Anästhesie und Intensivmedizin, Universitätsklinik für Anästhesie, Allgemeine Intensivmedizin und Schmerztherapie, Medizinische Universität Wien, Wien, Austria
,
CC Sieber
1   Institut für Biomedizin des Alterns, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Nürnberg, Germany
4   Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Geriatrie, Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg, Regensburg, Germany
,
D Volkert
1   Institut für Biomedizin des Alterns, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Nürnberg, Germany
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Publication History

Publication Date:
04 June 2018 (online)

 

Einleitung:

In den letzten Jahren stand Mangelernährung im Fokus der Forschung in Pflegeheimen, jedoch stellt neben Mangelernährung auch Adipositas (AD) ein gesundheitsrelevantes Problem dar. Bei Erwachsenen zeigte sich in den letzten Jahren weltweit eine Zunahme der Prävalenz von Übergewicht (ÜG) und AD.

Fragestellung:

Anhand der Daten des nutritionDay (nDay) soll die Prävalenz von ÜG und AD in Pflegeheimen und deren Entwicklung zwischen 2007 und 2015 untersucht werden. Übergewichtige und adipöse Bewohner sollen im Vergleich zu unter- und normalgewichtigen charakterisiert werden.

Methodik:

Eingeschlossen wurden Bewohner/-innen ≥65 Jahren mit vollständigen Daten zum BMI und 7 weiteren Charakteristika (Alter, Geschlecht, Mobilität, Kognition, Herz-/Kreislauf-/Lungenerkrankung, endokrine Erkrankung, Krebs). Anhand des BMI (kg/m2) wurden Untergewicht (UG; < 20,0), Normalgewicht (NG; 20,0 – 24,9), ÜG (25,0 – 29,9) und AD (≥30,0; Grad 1 30,0 – 34,9; Grad 2 35,0 – 35,9; Grad 3 ≥40,0) definiert. Mögliche Assoziationen zwischen den Charakteristika und den 4 BMI-Kategorien wurden durch multivariable logistische Regressionsmodelle in BMI-Subgruppen untersucht.

Ergebnisse:

Bei insgesamt 25.931 Bewohnern (75,2% Frauen) betrug die Prävalenz von UG, NG, ÜG und AD 17,1%, 37,0%, 28,9% und 16,4% (Grad 1: 11,9%; Grad 2: 3,3%; Grad 3: 1,2%) ohne Tendenz im zeitlichen Verlauf. Frauen hatten häufiger UG bzw. AD (Differenz zu Männern +4,2% und +2,8%), Männer häufiger NG bzw. ÜG (Differenz zu Frauen +3,1% und +2,7%). Bewohner mit ÜG bzw. AD waren verglichen mit UG bzw. NG seltener von Kognitionseinschränkungen und häufiger von einer endokrinen oder Herz-/Kreislauf-/Lungenerkrankung betroffen. Des Weiteren hatten Bewohner mit AD verglichen mit UG oder NG und Bewohner mit ÜG verglichen mit UG seltener eine Krebserkrankung. Mobilitätseinschränkungen sind bei AD und ÜG seltener als bei UG, die Vergleiche von ÜG bzw. AD mit NG liefern diesbezüglich inkonsistente Ergebnisse.

Schlussfolgerung:

Jeder sechste Pflegeheimbewohner ist adipös, fast jeder dritte übergewichtig. Diese Personengruppen unterscheiden sich in zentralen gesundheitsrelevanten Merkmalen von Unter- und Normalgewichtigen. Eine Zunahme der Prävalenz von ÜG oder AD konnte in Pflegeheimen zwischen 2007 und 2015 nicht festgestellt werden.