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DOI: 10.1055/s-0038-1647166
Energie- und Proteinaufnahmen sowie Ernährungsqualität bei nicht mangelernährten Hochbetagten zu Hause und während des stationären Aufenthaltes
Publication History
Publication Date:
04 June 2018 (online)
Ungefähr 50% der geriatrischen Patienten in Deutschland sind mangelernährt, zuhause lebende Senioren haben ein um ca. 57% erhöhtes Risiko für Mangelernährung. Da Mangelernährung im Alter ein unabhängiger Risikofaktor für ein schlechteres Outcome ist, war es das Ziel unserer Querschnittsstudie, die Energie- und Eiweißaufnahme von Patienten einer akutgeriatrischen Tagesklinik in Neubrandenburg (MV) zu Hause und im Krankenhaus miteinander, sowie mit den Referenzwerten zu vergleichen.
Methoden:
Insgesamt wurden 15 Patient*innen (83,5 ± 4,6Jahre; BMI 30,5 ± 7,5 kg/m2; 11/4 = w/m) inkludiert. Es wurden Körpergröße und -gewicht ermittelt, ein Fragebogen zur Erfassung der Wohnsituation, des Geschmackempfindens, der Portionsgrößen, -veränderungen und des Pflegegrades durchgeführt, und der Mangelernährungszustand mithilfe des NRS-2002 beurteilt. Zur Erhebung der Energie- und Eiweißzufuhr zu Hause wurde ein 24h-Recall und zur Erhebung im Krankenhaus ein 3-tägiges Freiburger Ernährungsprotokoll durchgeführt und mit Prodi compact 6.3 (Nutri-Science gmbH, D) berechnet. Der Energiebedarf wurde mit den BASAROT-Faktoren und einem PAL von 1,4; der Eiweißbedarf nach den Empfehlungen der DGE festgelegt. Außerdem wurde der Healthy-Eating-Index (HEI) ermittelt. Ab einem Ergebnis von ≥64 Punkten wird dieser als gut eingestuft.
Ergebnisse:
Keiner der Inkludierten war nach NRS-2002 mangelernährt, trotzdem lag die Energieaufnahme zuhause (1453 l ± 468 kca/d, p = 0,042) und im Krankenhaus (1147 ± 490 kcal/d, p = 0,012) signifikant unter dem errechneten Bedarf (1768 ± 308 kcal). Ca. 75% nahmen weniger als 1 g Eiweiß/kgKG/Tag auf, die mittleren Proteinaufnahmen betrugen 0,73 g zu Hause und 0,67 g kgKG/d im Krankenhaus. Die Qualität der Ernährung war laut HEI zu Hause verbesserungswürdig (45,4 ± 9,8 P) und im Krankenhaus unzureichend (38,6 ± 10,1 P). Nur 40% der Patienten beschrieben ihren Appetit als gut und über 50% gaben eine kleiner gewordene Portionsgröße an. Es konnten Zusammenhänge zwischen dem Pflegegrad und der Energieaufnahme zu Hause (r = –0,740, p = 0,002), dem Appetit und der Eiweißaufnahme im Krankenhaus (r = 0,600, p = 0,039) und dem Pflegegrad und dem Appetit (r = –0,738, p = 0,002) festgestellt werden.
Schlussfolgerung:
Selbst als nicht mangelernährt eingestufte und im Mittel übergewichtige Hochbetagte ernähren sich durchschnittlich hypokalorisch, proteinarm und qualitativ unzureichend. Dies ist bei der Entwicklung frühzeitiger Ernährungsstrategien zur Mangelernährungsprävention zu beachten.