Aktuelle Ernährungsmedizin 2018; 43(03): 219
DOI: 10.1055/s-0038-1647167
Freie Vorträge III
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Identifizierung metabolischer Marker von prä- und postoperativen Nüchternperioden bei viszeralchirurgischen Patienten

T Wünsch
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Chirurgische Klinik, Campus Charité Mitte | Campus Virchow-Klinikum, Berlin, Germany
,
J Quint
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Chirurgische Klinik, Campus Charité Mitte | Campus Virchow-Klinikum, Berlin, Germany
,
V Müller
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Chirurgische Klinik, Campus Charité Mitte | Campus Virchow-Klinikum, Berlin, Germany
,
M Stockmann
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Chirurgische Klinik, Campus Charité Mitte | Campus Virchow-Klinikum, Berlin, Germany
,
M Biebl
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Chirurgische Klinik, Campus Charité Mitte | Campus Virchow-Klinikum, Berlin, Germany
,
J Pratschke
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Chirurgische Klinik, Campus Charité Mitte | Campus Virchow-Klinikum, Berlin, Germany
,
F Aigner
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Chirurgische Klinik, Campus Charité Mitte | Campus Virchow-Klinikum, Berlin, Germany
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
04 June 2018 (online)

 

Fragestellung:

Eine optimale Energie- und Nährstoffversorgung von Patienten, die sich einem viszeralchirurgischen Eingriff unterziehen, ist mit einem positiven klinischen Outcome assoziiert (u.a. reduzierte Komplikationsrate, verkürzte Krankenhausverweildauer). Insbesondere die Vermeidung langandauernder Nüchternperioden und die frühe orale Nahrungsaufnahme post-OP sind bei Patienten mit Operation am Gastrointestinaltrakt (GI-Trakt) entscheidend. Bisher fehlen valide Blutparameter, um andauernde Nüchternperioden objektiv einzuschätzen und ggf. ernährungstherapeutische Maßnahmen daran auszurichten.

Methoden:

In einer prospektiven Studie untersuchen wir den Ernährungszustand und die Nährstoffversorgung von Patienten, die sich einem elektiven Eingriff am oberen (n = 23) oder unter GI-Trakt (n = 27) unterziehen. Neben der Erhebung des Ernährungszustands mittels Fragebögen (MNA, NRS) werden Nüchternzeiten und Blutwerte (Aminosäuren, Ketonkörper, Elektrolyte, Entzündungsmarker) zum Zeitpunkt der stationären Aufnahme, unmittelbar prä-OP und am 3. postoperativen Tag und am Entlassungstag bestimmt.

Ergebnisse:

44% der untersuchten Patienten (n = 22) sind zum Zeitpunkt der Krankhausaufnahme mangelernährt oder tragen ein erhöhtes Risiko mangelernährt zu sein. Die Nüchternperioden prä-/post-OP betragen im Mittel 22,5h/79,7h (SD:± 18,2h/± 31,6h) bei Operation am oberen und 23,7h/27,4h (SD:± 9,4/± 16,4h) bei Operationen am unteren GI-Trakt. Metabolisch zeigen sich signifikante (P < 0,05) Korrelationen zwischen der prä-OP Nüchternzeit und den Plasmakonzentrationen der essentiellen Aminosäuren Leucin und Isoleucin, den nichtessentieller Aminosäuren Serin, Hydroxyprolin und alpha-Aminobuttersäure, sowie Albumin, freien Fettsäuren und 3-Hydroxybutyrat. Post-OP zeigen sich CRP, signifikant positiv und Albumin, HDL und Asparagin signifikant negativ korreliert mit der Nüchternzeit bis zur Wiederaufnahme der Energiezufuhr.

Schlussfolgerungen:

Unsere Daten liefern verlässliche metabolische Parameter, die zukünftig zum Monitoring nüchternzeitsensitiver Blutwerte genutzt werden können, um Fastenzustände zu identifizieren und gezielt ernährungstherapeutisch zu intervenieren. In Kombination mit der strategischen Optimierung von Nüchternzeiten kann somit gezielt eine bedarfsgerechte perioperative Nährstoffversorgung erreicht und möglicherweise die postoperative Regeneration positiv beeinflusst werden.