Aktuelle Ernährungsmedizin 2018; 43(03): 235
DOI: 10.1055/s-0038-1647210
Postersitzung IV
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ernährungsmanagement in der palliativmedizinischen Komplexbehandlung

L Knauer
1   Universitätsklinikum Münster (UKM), Medizinische Klinik B für Gastroenterologie und Hepatologie, Münster, Germany
2   Universitätsklinikum Münster (UKM), Stabstelle Palliativmedizin, Münster, Germany
,
P Lenz
2   Universitätsklinikum Münster (UKM), Stabstelle Palliativmedizin, Münster, Germany
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Publication History

Publication Date:
04 June 2018 (online)

 

Hintergrund:

Therapieentscheidungen in der Palliativmedizin unterliegen ständigem Abwägen von Optimum und Maximum. Auch ernährungsmedizinische Interventionen unterliegen diesem Prozess. Individuelles Ernährungsmanagement zur Verbesserung der Lebensqualität ist besonders im Grenzbereich zwischen palliativ-supportiver und-terminaler Betreuung wichtig.

Methodik:

In einem Beobachtungszeitraum von 62 Wochen erfolgte in einem Universitätsklinikum bei 1388 Patienten eine Mitbetreuung durch den Palliativdienst. Davon wurden 231 Patienten in der Ernährungsmedizin und Diätküche behandelt. Es erfolgten Ernährungsanamnese, -assessment und -therapie, die als feste Bestandteile i.R.d. Palliativmedizinischen Komplexbehandlung integriert wurden.

Ergebnis:

Von 231 Patienten erhielten 31,2% eine reine Diätberatung (DB), 35,5% eine künstliche Ernährungstherapie (KE) und 31,2% eine Kombination aus DB und KE (2,2% Dropout). Das Durchschnittsalter betrug 62 ± 14,5 Jahre. Die meisten Patienten wurden konsiliarisch durch die Strahlenklinik (39%) überwiesen, gefolgt von Chirurgie (28%), Gynäkologie (9,5%) und Onkologie (8,7%). Innerhalb der letzten 3 Monate wurde bei 86 Patienten ein ungewollter Gewichtsverlust von Ø 7,56 kg ± 4,7 kg und bei 26 Patienten ein ungewollter Gewichtsverlust von Ø 13 kg ± 5,7 kg innerhalb der letzten 6 Monate festgestellt. Bei 135 Patienten zeigte das Ergebnis des SGA- Bogens einen Verdacht auf Mangelernährung mit 9,1% (B) und mit 48,9% eine schwere Mangelernährung (C). Bei 220 Patienten (n = 231) wurde eine Therapieempfehlung dokumentiert. Die Mehrheit erhielt eine individuelle DB (28,6%), gefolgt von einer Kombination aus DB und Trinknahrung (TN) 18,2%. Weitere 12,7% erhielten eine Kombination aus DB und parenteraler Ernährung (PE), 11,4% erhielten den Einsatz von TN und 9,5% erhielten eine reine PE. Eine enterale Ernährungstherapie (EE) erhielten 5,9% und die Kombination aus EE und DB erhielten 5,9%. Weitere Patienten erhielten Kombinationen aus DB und künstlicher Ernährungstherapie.

Schlussfolgerung:

Bei einer Lebenserwartung von mehreren Monaten oder Jahren ist eine Ernährungstherapie aus ethischer Perspektive unkritisch, während Ernährung in der Sterbephase zu einem Dilemma führen kann. Das Screening der Mangelernährung ist für eine optimale Patientenversorgung in der palliativen Situation somit unabdingbar. Hervorzuheben ist der Einsatz von individuellen Diätberatungen, die eine positive Wirkung auf die Lebensqualität und den Gesundheitszustand haben.