Aktuelle Ernährungsmedizin 2018; 43(03): 245
DOI: 10.1055/s-0038-1647235
Postersitzung VI
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Klinische Ernährung von onkologischen Patienten im Spannungsfeld der Erwartungen

C Brandt
1   Klinik Dr. Hancken GmbH, Ernährungstherapie, Stade, Germany
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Publication Date:
04 June 2018 (online)

 

Fragestellung:

Die Mangelernährung von Tumorpatienten wird häufig durch Erkrankung, therapieassoziierte Belastung und individuelle Faktoren (soziales Umfeld, Vorlieben, Einkauf, Budget, Kenntnisse in der Verarbeitung von Nahrungsmitteln) begünstigt.

Im klinischen Umfeld lernt der Patient zusätzliche Möglichkeiten oder Einschränkungen der jeweiligen Kostform kennen, die er nach dem stationärem Aufenthalt für seinen Alltag nutzen oder wieder verwerfen kann.

Methodik:

Die Erkenntnisse aus der ambulanten Ernährungstherapie onkologischer Klienten werden mit den diätetischen Möglichkeiten im klinischen Umfeld von der Autorin abgeglichen und optimiert.

Ergebnisse:

Die klinische Ernährung in der Onkologie, gestützt durch valide Screening-Verfahren und gezieltes Assessment, ist darauf ausgerichtet, für den Patienten eine ausreichende Energie- und Proteinzufuhr zu sichern.

Ernährungsrelevante Symptome werden zunächst gelindert.

Leitlinienkonform berücksichtigt das Ernährungsteam den Einsatz von Trink- und Sondenkost, bzw. parenteraler Ernährung.

Um die zum Teil sehr eingeschränkte Lebensqualität des Tumorpatienten nachhaltig zu optimieren und damit die Therapietoleranz zu fördern, ist der Einsatz von alternativen Nahrungskomponenten als zusätzliche Anreicherung des Proteinanteiles der klinischen Kost zu überdenken.

  1. Alternative Backzutaten:

    1. Brot und Gebäck: Mehle aus Mandel, Haselnuss, Kokos, Lupine

    2. Herzhaftes oder Saucen: Mehle aus Kichererbse oder roter Linse

  2. Alternative, handelsübliche Getränkevarianten aus Mandel, Haselnuss, Kokos

  3. Gruppenkurs „Genuss statt Muss“ mit integrierten Kurseinheiten zum Erlernen der Küchenpraxis in den Bereichen:

    1. proteinreiche Nahrungsmittel (Milch/-produkte, Fleisch, Fisch, Ei, Hülsenfrüchte)

    2. alternative Nahrungskomponenten, inklusive Rezeptvorschläge

    3. gesunde Fette (aus Raps, Olive, Avocado, Butter, Walnuss und Samen)

    4. zusätzliche Informationen zur Kennzeichnung von Lebensmitteln

Schlussfolgerung:

Durch den Einsatz von preiswerten, alternativen Zutaten könnte die Ernährung in der Klinik eine Aufwertung im Nährstoffbereich erfahren und die Kost des mangelernährten Patienten nachhaltig optimieren.

Entsprechende Kursangebote vor Ort bieten den Patienten bei Interesse und Teilnahme zusätzliche Hilfe zur Selbsthilfe.

Die individuelle Lebensqualität des onkologischen Patienten könnte auf einfache Art und Weise nachhaltig bereichert werden.