Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(05): A22
DOI: 10.1055/s-0038-1648261
Orale Posterpräsentationen
Geburtshilfe und Fetomaternale Medizin: Freitag, 01.06.2018, 8:00 bis 9:30 Uhr
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Plazenta, intrauteriner Druck und maternale Hämodynamik unter Amniodrainage – eine Pilotstudie während Lasereingriffen bei TTTS

P Greimel
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz
,
B Csapo
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz
,
D Schneditz
2   Institut für Physiologie, Medizinische Universität Graz
,
M Haeusler
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz
,
U Lang
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz
,
P Klaritsch
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
23 April 2018 (online)

 

Fragestellung:

Das feto-fetale Transfusionssyndrom (twin-to-twin transfusion syndrome = TTTS) ist eine Komplikation bei monochorialen Zwillingsschwangerschaften, die durch ein Oligohydramnion des Donors und ein ausgeprägtes Polyhydramnion des Rezipienten gekennzeichnet ist. Grundlage des TTTS sind Gefäßanastomosen an der Oberfläche der Plazenta, die zur ungleichen Versorgung der Feten und dadurch zu schweren Schäden bis hin zum intrauterinen Fruchttod führen können.

Als kausale Behandlung des TTTS kommt eine Laserkoagulation der plazentaren Gefäßanastomosen oder, bei erschwerten Bedingungen, ein selektiver Nabelschnurverschluss in Frage. Am Ende solcher Eingriffe wird eine Amniondrainage durchgeführt, um durch Verringerung der pathologisch vermehrten Fruchtwassermenge des Rezipienten den Druck auf die Plazenta und das Risiko für vorzeitige Wehen oder einen Blasensprung zu reduzieren. Bei größeren Drainagevolumina konnten bei betroffenen Schwangeren schwerwiegende hämodynamische Veränderungen wie Hämodilution, Hypovolämie und eingeschränkte Nierenfunktion beobachtet werden, deren Pathophysiologie derzeit noch nicht geklärt ist.

Methodik:

Im Rahmen von Amniondrainagen, die routinemäßig nach fetoskopischen Eingriffen bei zwillingsspezifischen Komplikationen durchgeführt worden waren, wurden sonographische Messungen der Plazentadicke und eine invasive Ableitung des intrauterinen Druckes durchgeführt. Die maternale Kreislaufsituation wurde mittels Finometer© kontinuierlich und nicht-invasiv abgeleitet.

Ergebnisse:

Im Zuge der Amniondrainage wurde eine signifikante Veränderung der Plazentadicke beobachtet, welche mit dem drainierten Fruchtwasservolumen korrelierte. Der intrauterine Druck (IUP) zeigte im Verlauf der Amniodrainage einen deutlichen Abfall und korrelierte ebenfalls mit dem Drainagevolumen. Im mütterlichen Kreislauf ließen sich ein Abfall des totalen peripheren Widerstandes sowie ein Anstieg des Schlagvolumens aufzeichnen. Blutdruck und Herzfrequenz zeigten keine signifikanten Veränderungen.

Schlussfolgerung:

Im Zuge von Amniondrainagen lassen sich typische hämodynamische Veränderungen nachweisen und unterstützen die These einer durch Volumenverschiebung induzierten zirkulatorischen Beeinträchtigung der Mutter. Die Veränderungen der Plazentadicke in Zusammenhang mit dem sinkenden intrauterinen Druck rücken die materno-feto-plazentare Einheit als pathophysiologische Erklärung der klinisch beobachteten Phänomene in den Mittelpunkt.