Z Gastroenterol 2018; 56(05): e4
DOI: 10.1055/s-0038-1648564
Kategorie: Presidential Poster
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bakterielle Erreger und Pilze in Gallekulturen aus ERCP- Untersuchungen – Monozentrische Analyse über 3 Jahre

RA Mayr
1   Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Regensburg
,
FX Dechant
1   Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Regensburg
,
I Zuber-Jerger
1   Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Regensburg
,
M Müller-Schilling
1   Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Regensburg
,
K Weigand
1   Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Regensburg
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
03. Mai 2018 (online)

 

Hintergrund:

Infektionen der Gallenwege sind sehr häufig bei pathologisch oder operativ verändertem Gallengangsystem. Die Infektion der Gallenwege erfolgt meist als aszendierende Infektion aus dem Duodenum. Eine seltenere Ursache stellt die hämatogene Infektion der Gallenwege über die Pfortader dar. Einen effektiven Schutz gegen bakterielle Infektionen der Gallenwege bieten beim Gesunden der Sphinkter Oddi, ein weitgehend kontinuierlicher Galleabfluss sowie die bakterizid wirksamen Gallensalze. Sind diese Mechanismen gestört, so sind bakterielle Infektionen der Gallenwege deutlich wahrscheinlicher. Obstruktive Veränderungen der Gallenwege stellen die häufigsten Indikationen zur Endoskopisch Retrograden Cholangiopankreatikografie (ERCP) dar.

Methoden:

Es wurden alle in den Jahren 2014 bis 2016 in unserer Abteilung durchgeführten ERCP-Untersuchungen hinsichtlich der Ergebnisse der mikrobiologischen Untersuchungen aus Galleproben, die im Rahmen der ERCP-Untersuchung gewonnen wurden, untersucht. Die positiven mikrobiologischen Befunde wurden hinsichtlich der hierbei nachgewiesenen Erreger ausgewertet.

Ergebnisse:

In den Jahren 2014 bis 2016 wurden in unserer Abteilung 1241 ERCP-Untersuchungen durchgeführt. In 486 Untersuchungen wurde die Indikation zur Asservierung von Galle gestellt. Dies gelang in 481 Fällen. Für 467 lag ein mikrobiologischer Untersuchungsbefund vor. Eine mikrobiologische Untersuchung hinsichtlich Bakterien und Pilzen war in 404 Fällen positiv (86,5%). Hiervon wurden in 303 Proben (75,0%) nur bakterielle Erreger, in 27 Proben (6,7%) nur Pilze und in 74 Proben (18,3%) Bakterien und Pilze festgestellt.

Von den 63 Fällen, bei denen bereits im Vorhinein der Verdacht auf eine Cholangitis bestand, waren 58 Fälle (92,1%) mit Erregernachweis. Hiervon wurden in 41 Fällen (70,7%) nur Bakterien, in 6 Fällen (10,3%) nur Pilze und in 11 Fällen (19,0%) Bakterien und Pilze nachgewiesen.

Insgesamt wurden 728 bakterielle Erreger und 103 Pilze nachgewiesen.

Die am häufigsten nachgewiesenen bakteriellen Erreger waren zu 37,5% Enterokokken. Daneben fanden sich E. coli, Streptokokken, Klebsiellen, Staphylokokken und Enterobacter sehr häufig. Insgesamt waren in einzelnen Untersuchungen noch bis zu 21 andere Bakterienspezies nachweisbar.

Es wurden 25 resistente Bakterien (3,4%) identifiziert, hierunter 19 Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE), 5 Escherichia coli (3-MRGN) und 1 Linezolid-resistenter Enterococcus faecium.

Sämtliche nachgewiesenen Pilze (103) gehören der Gattung Candida an. In 70,9% war dies Candida albicans.

Schlussfolgerung:

Unsere Daten zeigen, dass bei jeder ERCP der Versuch unternommen werden sollte, Galle für die mikrobiologische Untersuchung zu gewinnen, da der Anteil an positiven Kulturen auch bei fehlendem Verdacht auf eine Cholangitis hoch war. Trotz eines universitär-hepatologischen Patientenguts sind resistente Keime in der Galle selten. Unklar bleibt, ob tatsächlich alle Patienten mit Keimnachweis behandelt werden müssen.