Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2018; 15(02): e19
DOI: 10.1055/s-0038-1651721
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Versorgungssituation von Männern mit Brustkrebs

S Halbach
1   Universitätsklinikum Bonn, Forschungsstelle für Gesundheitskommunikation und Versorgungsforschung, Bonn, Deutschland
,
E Midding
1   Universitätsklinikum Bonn, Forschungsstelle für Gesundheitskommunikation und Versorgungsforschung, Bonn, Deutschland
,
C Kowalski
2   Deutsche Krebsgesellschaft e.V. (DKG), Berlin, Deutschland
,
R Würstlein
3   Klinikum der Universität München, Ludwig-Maximilians-Universität München, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, München, Deutschland
,
N Ernstmann
1   Universitätsklinikum Bonn, Forschungsstelle für Gesundheitskommunikation und Versorgungsforschung, Bonn, Deutschland
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
22 May 2018 (online)

 

Die Versorgungsstrukturen für die Behandlung von Brustkrebserkrankungen sind (weitestgehend) auf die Bedürfnisse von Frauen ausgelegt. Etwa 1% der Brustkrebsdiagnosen betreffen Männer. Es gibt kaum Erkenntnisse zur Versorgungssituation des männlichen Brustkrebses in Deutschland. Die Ziele dieser Untersuchung sind 1) eine Darstellung der Versorgungssituation des männlichen Brustkrebses aus Versorgerperspektive und 2) eine Analyse möglicher Herausforderungen für Versorgerinnen und Versorger im Umgang mit männlichen Brustkrebspatienten.

Im Rahmen der NMALE-Studie (‚Male breast cancer: Patients‘ needs in prevention, diagnosis, treatment, rehabilitation, and follow-up care') wurden bislang N = 16 Interviews (persönlich, telefonisch) und zwei Fokusgruppen mit an der Versorgung von Brustkrebs beteiligten Professionen durchgeführt, auf Tonband aufgezeichnet, transkribiert und inhaltsanalytisch ausgewertet.

Die Ergebnisse liefern ein gemischtes Bild. Einerseits lassen sich – aus Versorgerperspektive – verschiedene Aspekte der Versorgung des männlichen Brustkrebses gut in die bestehenden Strukturen der Routineversorgung von Brustkrebserkrankungen integrieren. Andererseits ergeben sich aufgrund von Abweichungen zur Routineversorgung spezifische Herausforderungen. Diese werden u.a. in teils unklaren Versorgungsstrukturen und Zuständigkeiten, insbesondere in den Phasen der Diagnosestellung und Nachsorge sowie in persönlichen Faktoren (z.B. Mangel an Erfahrungen) und in der Kommunikation (z.B. geschlechtsspezifische Krankheitsbewältigung) identifiziert.

Aus Versorgerperspektive gibt es an verschiedenen Stellen des Versorgungsprozesses Handlungsbedarf für eine Verbesserung der Versorgung des männlichen Brustkrebses in Deutschland. Die Erkenntnisse dieser Untersuchung werden mit männlichen Brustkrebspatienten und an der Versorgung von Brustkrebspatientinnen und -patienten beteiligten Professionen diskutiert, um Empfehlungen für eine patientenzentrierte Versorgung herzuleiten.