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DOI: 10.1055/s-0038-1651763
Medizinische und psychosoziale Bedürfnisse männlicher Brustkrebspatienten aus der Perspektive von Gesundheitsprofessionen
Publication History
Publication Date:
22 May 2018 (online)
Mit 1% der jährlichen Brustkrebsneuerkrankungen handelt es sich bei männlichem Brustkrebs um eine seltene Erkrankung. Die Versorgungsstrukturen sind an die Bedürfnisse von weiblichen Brustkrebspatientinnen angepasst. Daher ist anzunehmen, dass im Versorgungssystem oft Unklarheit besteht, wie männliche Brustkrebspatienten (MBKP) ihren Bedürfnissen entsprechend behandelt werden sollen. Anhand vorliegender Untersuchung soll gezeigt werden, welche Bedürfnisse und Sorgen versorgende Gesundheitsprofessionen bei MBKP sehen, da sich aus diesen Annahmen Auswirkungen auf die Behandlung der Patienten ergeben.
Die vorliegende Untersuchung ist Teil des NMALE Projektes. Dieses widmet sich den medizinischen und psychosozialen Bedürfnissen von MBKP. Es wurden 16 Interviews (persönlich, telefonisch) und zwei Gruppendiskussionen mit Gesundheitsprofessionen aus unterschiedlichen Bereichen des Brustkrebsversorgungssystems geführt und inhaltsanalytisch ausgewertet.
Die Ergebnisse zeigen ein diverses Bild auf verschiedenen Ebenen. Hinsichtlich des Umgangs mit der Erkrankung beobachten Gesundheitsprofessionen bei den MBKP häufig eine Rationalisierung der Erkrankung, eine Fokussierung auf die körperliche Funktionalität und die Begegnung der Erkrankung mit Scham vs. Offenheit. Auf informationaler Ebene herrscht bei den Patienten aus Sicht der Professionen ein Mangel an Wissen über männlichen Brustkrebs. Durch den oft rationalen Umgang mit der Erkrankung sind vornehmlich praktische Informationen für MBKP von Interesse. Schwierigkeiten für MBKP werden vor allem im Bereich der Diagnosestellung und in den auf Frauen ausgerichteten Versorgungseinrichtungen gesehen. Darüber hinaus beobachten Gesundheitsprofessionen psychosoziale Probleme der Patienten durch Verlust ihrer männlichen Rolle und Brustkrebsstigmata.
Aus der Perspektive von Gesundheitsprofessionen ist es insbesondere ein Anliegen männlichen Brustkrebs bekannter zu machen, um Problemen in der Diagnosestellung sowie Stigmata und Scham der Patienten zu reduzieren.