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DOI: 10.1055/s-0038-1651785
Zugangswege und Versorgungsrealität bei Männern mit Mammakarzinom – Daten aus dem Brustzentrum Heidelberg (2003 – 2016)
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
22. Mai 2018 (online)
Fragestellung:
Das Mammakarzinom des Mannes ist im Vergleich zur Frau eine seltene Entität. Wenige Daten existieren bisher zur Versorgungsrealität, d.h. bei welchen Beschwerden, in welcher zeitlichen Latenz und über welche Zuweiser ein betroffener Mann den Weg zur spezialisierten Versorgung in ein Brustzentrum findet.
Methodik:
Alle virilen Mammakarzinom-Primärfälle, welche am Brustzentrum Heidelberg zwischen 01/2003 und 12/2016 behandelt worden sind, wurden anhand der digitalisierten Patientenakten retrospektiv bezüglich Zuweisung, Diagnostik, Therapie und histopathologischen Tumoreigenschaften analysiert.
Ergebnisse:
Insgesamt wurden n = 54 Männer mit einem Durchschnittsalter von 62,0 Jahren im Untersuchungszeitraum behandelt. Der überwiegende Teil stellte sich aufgrund eines Tastbefundes (59,3%) oder einer einseitigen serösen Sekretion (13,0%) bzw. -blutung (5,6%) aus der Mamille vor. Ebenfalls relevant war ein Zufallsbefund bzw. R1-Situation im Z.n. PE (13,0%), z.B. bei Gynäkomastie. Primärer Zuweiser war der Hausarzt (64,1%). Bei 35,2% bestanden die Symptome mehr als halbes Jahr bis Diagnosestellung. 87% waren invasive Karzinome, 13% in-situ. Bei 85,2% erfolgte operativ eine Mastektomie, wobei 8,4% der Tumore sich bereits im Stadium pT4 befanden. Bei 25,1% waren axilläre Lymphknoten befallen. Alle Karzinome waren Hormonrezeptor-positiv (ER +/- PR-pos.), der überwiegende Teil HER2-negativ (93,6%).
Zusammenfassung:
Im Vergleich zur Frau weisen Männer mit Brustkrebs ein höheres Lebensalter bei Erstdiagnose auf. Zudem wird das Mammakarzinom des Mannes oft in einem höheren Tumorstadium diagnostiziert, wobei auch hier neben dem Tastbefund häufig eine Sekretion zur Abklärung führt. Wichtigster Zuweiser der männlichen Patienten war dabei der Hausarzt. Zukünftige Forschungsanstrengungen sollten vermehrt die versorgungswissenschaftlichen Spezifika des virilen Mammakarzinoms in den Blick nehmen, um etwaige Versorgungslücken aufzudecken.