Hamostaseologie 1996; 16(04): 260-263
DOI: 10.1055/s-0038-1656670
Originalarbeit/Original Article
Schattauer GmbH

Fibrinolytische Behandlung zweier Säuglinge mit fulminanter Meningokokkensepsis

W. Zenz
1   Universitäts-Kinderklinik Graz, Österreich
,
W. Muntean
1   Universitäts-Kinderklinik Graz, Österreich
,
S. Gallistl
1   Universitäts-Kinderklinik Graz, Österreich
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
24. Juli 2018 (online)

Preview

Zusammenfassung

Die fulminante Meningokokkensepsis ist eine hochletale Erkrankung mit einem schwersten septischen Schock und progredienten dermalen Thrombosen mit histologisch nachweisbaren disseminierten intravasalen Mikrothromben. Bereits vor 20 Jahren wurde unter der Vorstellung einer Verbesserung der Organdurchblutung durch eine fibrinolytische Behandlung Streptokinase verwendet. Im Gegensatz zu Streptokinase entspricht der rekombinante Gewebe-Plasmino-genaktivator (rt-PA) dem physiologischen Aktivator der menschlichen Fibrinolyse und interferiert spezifisch mit dem bei dieser Erkrankung massiv erhöhten Plasminogenaktivator-Inhibitor 1. Weiters induziert rt-PA eine fibrinselektive Fibrinolyse mit nur geringem Fibrinogenabfall und ist wegen seiner kürzeren Halbwertszeit besser zu steuern als Streptokinase. Wir beschreiben den Einsatz von rt-PA bei der erfolgreichen Therapie von zwei Säuglingen mit fulminanter Meningokokkensepsis. Bei beiden Kindern wurde rt-PA als Ultima ratio verwendet, nachdem die »konventionelle« Therapie wirkungslos geblieben war. Wir hatten den klinischen Eindruck, daß die Gabe von rt-PA eng mit dem Wiederauftreten der peripheren Mikrozirkulation und der Durchbrechung des Schocks assoziiert war. Obwohl beide Kinder eine komplexe Behandlung erhielten, glauben wir, daß eine fibrinolytische Therapie mit rt-PA bei lebensbedrohlichen Verläufen einer Meningokokkensepsis eine experimentelle therapeutische Option darstellt.