Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(06): A58
DOI: 10.1055/s-0038-1660636
Postersession: Samstag, 9. Juni 2018: 10.30 – 11.30 Uhr, Foyer
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Postpartale Notfallhysterektomie – Analyse einer Fallserie der letzten 13 Jahre an einem Level I Perinatalzentrum

A De Gregorio
1   Universitätsfrauenklinik Ulm
,
N De Gregorio
1   Universitätsfrauenklinik Ulm
,
TWP Friedl
1   Universitätsfrauenklinik Ulm
,
C Scholz
1   Universitätsfrauenklinik Ulm
,
F Reister
1   Universitätsfrauenklinik Ulm
,
W Janni
1   Universitätsfrauenklinik Ulm
,
F Ebner
2   Klinik für Frauenheilkunde HELIOS Amper Klinik Dachau
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
06 June 2018 (online)

 

Zielsetzung:

Die postpartale Hysterektomie (PH) ist ein seltener geburtshilflicher Eingriff, der häufig die Ultima Ratio im Management postpartaler Hämorrhagien darstellt und mit einer erhöhter maternalen Morbidität verbunden ist. Um die Inzidenz sowie Risiken für eine PH und deren postoperativen Verlauf besser beurteilen zu können, erfolgte eine systematische Analyse aller Fälle einer notfallmäßigen PH an einem universitären Level I Perinatalzentrum in den letzten Jahren.

Material und Methoden:

Zwischen 2003 und 2016 wurden an der Universitätsfrauenklinik Ulm bei insgesamt 32.047 Geburten 41 postpartale Notfallhysterektomien durchgeführt. In allen Fällen wurden retrospektiv die Daten zu fetalen und maternalen Charakteristika, operativem und anästhesiologischen Management sowie Morbidität und Mortalität erhoben und analysiert.

Ergebnisse:

Die Inzidenz der PH betrug in unserer Klinik 12,8 pro 10.000 Geburten mit einer Mortalität von 2,4%. PH folgte in 80,5% (n = 33) auf eine Sectio und in 19,5% auf eine Vaginalgeburt (n = 8 mit 7 Spontangeburten und einer Vakuumextraktion). Häufigster Grund für die PH war eine abnorme Plazentation (53,7%; n = 22), gefolgt von Uterusatonie (26,8%; n = 11), uterinen Verletzungen (14,6%; n = 6) und selten Infektionen (4,9%; n = 2). In den letzten Jahren war hierbei eine deutlich steigende Inzidenz der PH zusehen mit 0,05 PH/100 Geburten im Jahr 2004 auf 0,3 PH/100 Geburten im Jahr 2016. Bei einer PH wurden im Median 11 Erythrozytenkonzentrate (0 – 55), 10 Fresh Frozen Plasmas (1 – 43) und 2 Thrombozytenkonzentrate (0 – 16) transfundiert. Klinisch relevante intra- und/oder postoperative Komplikationen traten bei 53,7% der Patienten auf.

Diskussion:

PH ist auch in einem Haus der Maximalversorgung ein Hochrisikoeingriff. Obwohl die Mortalitätsrate niedrig ist, liegt die Rate der schweren operativen Komplikationen bei über 50%. Häufigster Grund für eine PH war eine abnormale Plazentation. Insbesondere vor dem Hintergrund der steigenden Sectiorate muss der steigenden Inzidenz der PH über die letzten Jahre aufmerksam Rechnung getragen werden. Hier ist vor allem die präoperative Identifizierung von Hochrisikopatientinnen zur Senkung des Transfusionsbedarfs und Reduzierung maternaler Morbidität entscheidend.