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DOI: 10.1055/s-0038-1660655
Sekundäre neonatale Thrombozytopenie bei schwerer maternalen Immunthrombozytopenie – welche diagnostischen Parameter kennen wir?
Publication History
Publication Date:
06 June 2018 (online)
Hintergrund:
Die Thrombozytopenie (TP) ist mit 6,6 – 11,2 % nach der Anämie die zweithäufigste pathologische Blutbildveränderung in der Schwangerschaft. Die diagnostische Abklärung ihrer vielfältigen Ursachen möglichst in der Frühschwangerschaft ist wegweisend für das geburtshilfliche Management und die Auswirkungen auf das Neugeborene.
Fallvorstellung:
Erstvorstellung der 23-jährigen IIIG/IIP in der 27+1. SSW mit ausgeprägter TP von 3/nl (EDTA) bei bekannter ITP. Erstdiagnose ITP vor 6 Jahren. In beiden Schwangerschaften behandlungspflichtig. Familienanamnese sowie bisherige Schwangerschaftsvorsorge unauffällig. Klinisch fiel neben Petechien eine rezidivierende Epistaxis auf.
Unter Therapie mit Prednisolon (75 mg/Tag, p.o.) stiegen die Thrombozyten auf 15/nl. Die Dopplersonografie ergab stets unauffällige Werte. Die CTG-Kontrollen zeigten zunehmend suspekte bis pathologische Befunde. Die Kurzzeitvariation des daraufhin durchgeführten Oxford-CTG betrug 1,9, sodass nach Gabe von 35 g IgG-Immunglobulinen und der ersten Gabe der Lungenreife-Induktion mit Celestan 12 mg in der 27+6. SSW aufgrund des pathologischen CTG die primäre Sectio in Allgemeinanästhesie erfolgte. Bei Thrombozyten von 20/nl erhielt die Patientin intraoperativ ein Thrombozytenkonzentrat (TK), 2 g Fibrinogen und 2 g Tranexamsäure (Blutverlust 600 ml).
Entwicklung eines deprimierten Jungens, 1086 g, APGAR 5/7/7, pH-Na 7,35, BE -1,2. Übernahme auf die Neonatologie (NICU) bei Frühgeburtlichkeit und respiratorischer Anpassungsstörung. Trotz ausgeprägter TP des Neonaten bis 9/nl (EDTA) zeigte dieser außer Petechien und einem Unterschenkelhämatom keine Blutungszeichen. Es wurden insgesamt 9 TKs, 5 EKs und 6 Plasmatransfusionen gegeben sowie Hydrocortison und IgG-Immunglobuline. Am 9. LT Entwicklung einer Nekrotisierenden Enterokolitis (NEC) mit schwerer Sepsis und operativer Darmresektion und 88 Tagen neonatologischer Behandlung.
Schlussfolgerung:
Eine frühe interdisziplinäre Abklärung sowie engmaschige Überwachung sind bei Schwangeren mit einer TP unabdingbar. Insbesondere bei Auftreten einer schweren thrombozytopenen Krise gestaltet sich die präpartale Überwachung erschwert, da die Dopplersonografie als Frühwarnsystem selten pathologische Befunde liefert und das CTG bei nur kurzer Vorwarnzeit eine geringe Sensitivität hat. Trotz schwerer TP sahen wir jedoch beim Neonaten nur geringe Blutungszeichen.