Gesundheitswesen 2018; 80(08/09): 793-794
DOI: 10.1055/s-0038-1667684
Beiträge am Mittwoch, 12.09.2018
Workshops
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Einzelbeitrag: Homophobie im Fußball

B Reime
1   Hochschule Furtwangen, Furtwangen, Deutschland
,
L Picht
1   Hochschule Furtwangen, Furtwangen, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
03 September 2018 (online)

 

Gesundheitliche Beeinträchtigungen in der LGBTIQ Community hängen mit homophoben Diskriminierungen zusammen. Britische Studien fanden keine ausgeprägtere Homophobie unter Fußballfans als in der Gesamtbevölkerung. Bisher liegen nur anekdotische Berichte über homophobe Diskriminierungen im deutschen Profi- und Amateurbereich vor. Diese Studie geht explorativ der Frage nach, wie Akteure in Deutschland die Situation bezüglich Homophobie einschätzen.

In dieser explorativen Mixed-Methods-Studie wurden mit zwei LGBTIQ Spieler*innen, einem Trainer und einem Profifußballer Expert*inneninterviews durchgeführt und anhand qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet. Ferner nahmen n = 27 männliche Teilnehmer eines ländlich angesiedelten Fußballvereins an einer pre-getesteten Onlinebefragung zu Einstellungen zum Thema Homosexualität im Allgemeinen und im Kontext von Fußball teil. Die Befragung wurde deskriptiv mit SPSS ausgewertet.

In den Interviews wurde über positiv aufgenommene Coming-Outs im Amateur- sowie über etablierte schwul-lesbische Fanclubs im Profibereich berichtet. Andererseits sei die Bezeichnung „schwuler Freistoß“ für schwach ausgeführte Freistöße verbreitet. In der Onlinebefragung stimmten 33% (n = 9) der Aussage „Männliche Homosexualität ist pervers“ ganz oder teilweise zu. 82% gaben an, schwule Mitspieler bei Bedarf in Schutz zu nehmen, eine Person stimmte zu, schwule Spieler aus dem Verein auszuschließen

Homophobie ist im deutschen Fußball präsent. Repräsentative Daten sollten bezüglich der Ausprägung und gesundheitlichen Folgen für LGBTIQ Spieler*innen erhoben werden. Aktuelle Initiativen wie „Homosexualität und Fußball“ des Deutschen Fußball Bundes sollten wissenschaftlich evaluiert und begleitet werden.