Psychother Psychosom Med Psychol 2018; 68(08): e8
DOI: 10.1055/s-0038-1667890
SYMPOSIEN
Leben nach einer Blutkrebserkrankung: Symptombelastung und Möglichkeiten der Intervention
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Verlauf und Einflussfaktoren von Tumor-assoziierter Fatigue bei Hodgkin-Lymphom: eine longitudinale Studie der deutschen Hodgkin-Studiengruppe

H Müller
1   Universitätsklinikum Köln, Klinik I für Innere Medizin, Deutsche Hodgkin Studiengruppe (GHSG), Köln, Deutschland
,
S Kreissl
2   German Hodgkin Study Group, Köln, Deutschland
,
H Görgen
3   Köln, Deutschland
,
A Mayer
4   RWTH Aachen, Institut für Psychologie, Philosophische Fakultät, Köln, Deutschland
,
K Behringer
2   German Hodgkin Study Group, Köln, Deutschland
,
C Bürkle
2   German Hodgkin Study Group, Köln, Deutschland
,
R Scheuvens
3   Köln, Deutschland
,
M Fuchs
2   German Hodgkin Study Group, Köln, Deutschland
,
V Diehl
2   German Hodgkin Study Group, Köln, Deutschland
,
A Engert
2   German Hodgkin Study Group, Köln, Deutschland
,
P Borchmann
1   Universitätsklinikum Köln, Klinik I für Innere Medizin, Deutsche Hodgkin Studiengruppe (GHSG), Köln, Deutschland
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
06. August 2018 (online)

 

Einleitung:

Aktuelle Kombinationstherapien des Hodgkin-Lymphoms (HL) erreichen hohe Heilungsraten und viele Patienten mit HL sind jünger als 40 Jahre. Persistierende tumorassoziierte Fatigue führt in diesem jungen Kollektiv neben der hohen individuellen Belastung oft zu einer dauerhaften Beeinträchtigung des Berufslebens. Wir beschreiben hier Fatigue-Daten, die aus drei großen randomisierten Studien der GHSG stammen und sich über den Zeitraum von der Diagnose bis fünf Jahre nach Therapie erstrecken.

Material & Methoden:

Eingeschlossen wurden Patienten mit Erstmanifestation eines HL in frühen (HD13), mittleren (HD14) und fortgeschrittenen (HD15) Stadien. Die Erfassung der tumorassoziierten Fatigue erfolgte mit der von 0 bis 100 reichenden Fatigue-Skala (FA) des EORTC-QLQ-C30. Therapieeffekte bestimmten wir mit multipler linearer Regression und unterschiedliche FA-Trajektorien innerhalb der Studien mit Growth-Mixture-Modellen (GMM).

Ergebnisse:

Wir analysierten FA-Daten von insgesamt 4215 HL-Patienten in einem Alter von 18 – 60 Jahren bei Studieneinschluss. Patienten mit höherer Tumorbelastung berichteten bereits vor Therapie mehr Fatigue (mittlere FA in HD13 = 30,8, HD14 = 39,8 und HD15 = 49,0). Nach weiterem Anstieg der FA-Werte unter Therapie lagen bereits kurz danach deutlich niedrigere und in allen drei Studien ähnlich hohe FA-Werte von ≈25 – 30 vor. Es waren keinerlei Therapieeffekte auf die persistierende Fatigue nachweisbar, jedoch ein starker Einfluss der Ausgangswerte vor Therapie. Die GMM identifizierten 3 – 4 unterschiedliche FA-Trajektorien in jeder Studie, die nach Therapie teils stabile teils reduzierte Fatigue-Werte zeigten, jedoch nie therapieinduzierte FA-Anstiege.

Diskussion & Schlussfolgerung:

Unsere Studie belegt ein hohes, klinisch relevantes Maß an Fatigue vor und nach Therapie des HL. Dabei ist die persistierende Fatigue weitgehend unabhängig von initialem Stadium und erfolgter Therapie. Unsere Ergebnisse stützen Behandlungskonzepte der Fatigue, die an aufrechterhaltenden psychosozialen Faktoren ansetzen.

Literatur:

[1] Kreissl, S., Müller, H., Görgen, H. et. al. (2016). Cancer-related fatigue in patients with and survivors of Hodgkin's lymphoma: a longitudinal study of the German Hodgkin Study Group. Lancet Oncology, 17(10):1453 – 1462.