Psychother Psychosom Med Psychol 2018; 68(08): e25
DOI: 10.1055/s-0038-1667938
SYMPOSIEN
Chronobiologie – The circadian clock rules our lives!
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Circadiane Uhren als Modulatoren von metabolischer Komorbidität in Depression

D Landgraf
1   Ludwig-Maximilians-Universität München, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, München, Deutschland
,
R Barandas
2   Hospital de Santa Maria, Centro Hospitalar Lisboa Norte, Faculty of Medicine, University of Lisbon, Lissabon, Portugal
,
DK Welsh
3   University of California, San Diego, La Jolla, California, Veterans Affairs San Diego Healthcare System, San Diego, United States
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Publication History

Publication Date:
06 August 2018 (online)

 

Einleitung:

Depression ist die zweithäufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeit weltweit. Dies kann unter anderem auf metabolische Begleiterkrankungen, wie Fettleibigkeit und metabolisches Syndrom zurückgeführt werden. Das Risiko an Fettleibigkeit oder Diabetes zu leiden ist in depressiven Patienten deutlich erhöht. Beim Menschen und bei Tieren steuern sogenannte circadiane Rhythmen sowohl die Gemütslage als auch zentrale Stoffwechselprozesse wie Energieverbrauch, Glukose- und Fettstoffwechsel. Eine Störung der circadianen Rhythmen wird häufig mit Depression und metabolischen Erkrankungen in Verbindung gebracht. Viele depressive Patienten leiden unter veränderten Tagesrhythmen ihrer Schlafens- und Wachzeiten, des Appetits und von endokrinen Funktionen. Darüber hinaus haben Patienten mit gestörten circadianen Rhythmen, wie zum Beispiel Schichtarbeiter, ein deutlich höheres Risiko Depression zu bekommen oder an Fettleibigkeit zu leiden.

Material & Methoden:

Im Rahmen unserer Studien wurde nach gezielter Inaktivierung circadianer Rhythmen im Gehirn von Mäusen deren Verhalten und die Entwicklung ihrer Gewichtszunahme überprüft. Ferner wurden circadiane Rhythmen im Verhalten von depressiven Patienten mit oder ohne komorbidem Typ-2-Diabetes gemessen.

Ergebnisse:

Unsere Ergebnisse zeigen, dass eine Störung von zentralen, circadianen Rhythmen bei Mäusen allein ausreichend ist, um depressionsähnliches Verhalten hervorzurufen. Außerdem ist die Verwertung von Kalorien in diesen Mäusen beeinträchtigt. Unsere Humandaten weisen darauf hin, dass depressive Patienten mit metabolischer Komorbidität stärker unter circadianen Einschränkungen leiden, als Patienten, die nur an Depression leiden.

Diskussion:

Diese Daten legen nahe, dass eine Störung der circadianen Uhren eine grundlegende Rolle bei der gleichzeitigen Entwicklung von metabolischen und Stimmungsstörungen spielen kann.

Schlussfolgerung:

Daher kann eine Charakterisierung von circadianen Rhythmen individueller Patienten möglicherweise neue therapeutische Angriffspunkte für die simultane Behandlung von Stoffwechselstörungen und Depression liefern.