Zentralbl Chir 2018; 143(S 01): S114
DOI: 10.1055/s-0038-1668436
Poster
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Fallbericht – pulmonal sklerosierendes Hämangiom (Pneumozytom) bei einer Patientin mittleren Alters

A Wolfard
1   Klinik für Allgemein, Gefäß- und Thoraxchirurgie, Ro-Med Klinikum Rosenheim
,
J Müller
1   Klinik für Allgemein, Gefäß- und Thoraxchirurgie, Ro-Med Klinikum Rosenheim
,
T Richter
2   Institut für Pathologie und Zytologie, Rosenheim
,
I Becker
2   Institut für Pathologie und Zytologie, Rosenheim
,
K Nowak
1   Klinik für Allgemein, Gefäß- und Thoraxchirurgie, Ro-Med Klinikum Rosenheim
,
J Stadler
1   Klinik für Allgemein, Gefäß- und Thoraxchirurgie, Ro-Med Klinikum Rosenheim
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
05. September 2018 (online)

 

Hintergrund:

Neoplasien der Lunge sind meistens primäre Karzinome oder Lungenmetastasen. Benigne Tumoren sind selten, die meisten sind Hamartochondrome. Das pulmonal sklerosierende Hämangiom (Pneumozytom), ein letztendlich borderline, vom Verhalten her aber benigner Tumor ist noch seltener, kommt häufiger bei Frauen im mittleren Alter vor, und wird am ehesten als Zufallsbefund als glatt berandeter, periphärer Herd diagnostiziert.

Fallvorstellung:

Wir präsentieren den Fall einer 44-jährigen Patientin, bei der zur Planung einer Schlauchmagen-Operation bei morbider Adipositas als Zufallsbefund ein Herd im linken Unterlappen aufgefallen war. Im Verlauf war dieser größenprogredient, die Staginguntersuchungen bei der Ex-Raucherin ergaben keine Fernmetastasen. Lungenfunktionell war die Patientin trotz Adipositas und Schlafapnoesyndrom operabel bis zur Lobektomie. Es wurde eine VATS durchgeführt und der 2 cm große Tumor atypisch reseziert. Im Schnellschnitt ergab sich der Verdacht auf ein primäres Adenokarzinom der Lunge. Es folgte eine VATS Unterlappen-Lobektomie mit Lymphadenektomie. Die endgültige Histologie ergab einen gemischten Tumor mit Anteilen eines lepidischen Adenokarzinoms und neuroendokrinen Komponenten (pT1, pN0). Nach der Immunohistochemie musste die Diagnose allerdings revidiert werden. Die endgültige Histologie zeigte ein pulmonal sklerosierendes Hämangiom-Pneumozytom. Der Verlauf war unauffällig, die Patientin konnte am 7. postop. Tag entlassen werden.

Zusammenfassung:

Pneumozytome sind die zweithäufigsten benignen Tumore der Lunge. Der häufigste, das Hamartochondrom ist intraoperativ makroskopisch meist eindeutig zu erkennen. Bei Pneumozytomen ist die Diagnosestellung deutlich schwerer. Laut Literatur ist die Schnellschnittdiagnose in 25% falsch positiv für ein Lungenkarzinom. Auch in unserem Fall wurde der Herd intraoperativ als Karzinom befundet und die Patientin onkologisch lobektomiert. In Anbetracht der endgültigen Histologie war dies natürlich ein „overtreatment”. Solche Fälle werden sicher nie vollständig vermeidbar sein. Liegt allerdings eine typische Befundkonstellation – glatt berandeter solitärer peripherer Herd bei Frauen im mittleren Alter – vor, sollte man auch an diesen seltenen Tumor denken.