Zentralbl Chir 2018; 143(S 01): S116
DOI: 10.1055/s-0038-1668443
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der Nervus vagus beeinflusst den Status der Immunsuppression im frühen postoperativen Verlauf

B Wenke
1   Klinik und Poliklinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsmedizin Greifswald
,
W Keßler
1   Klinik und Poliklinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsmedizin Greifswald
,
C Hackbarth
1   Klinik und Poliklinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsmedizin Greifswald
,
CD Heidecke
1   Klinik und Poliklinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsmedizin Greifswald
,
P Menges
1   Klinik und Poliklinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsmedizin Greifswald
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Publication History

Publication Date:
05 September 2018 (online)

 

Hintergrund:

Auf jeden chirurgischen Eingriff folgt eine Phase der postoperativen Immunsuppression, die in ihrem Ausmaß durch das vorangegangene Trauma bestimmt wird. Zur Analyse steht ein geeignetes Mausmodell zur Verfügung. Der Nervus vagus spielt hierbei eine wichtige Rolle bei der Entwicklung und Ausprägung der postoperativen Immunsuppression.

Material und Methode:

Weibliche C57bl/6 Mäuse wurden mittels Laparotomie und Kompression des Intestinums chirurgisch immunsupprimiert (Modell „Surgically-induced Immune Dysfunction“, SID). Zur Analyse des Einflusses des Nervus vagus erfolgte 6 Tage vor OP eine subdiaphragmale Vagotomie (VGX). Als Kontrollgruppe dienten Mäuse ohne chirurgischen Eingriff. Die Blutentnahme erfolgte zum Zeitpunkt 6h bzw. 72h nach SID. Die Leukozytenpopulationen wurden mittels VETScan HM5 sowie die Zytokine im Plasma mittels Cytometric Bead Array quantifiziert. Statistische Auswertung mit Kruskal-Wallis-Test und Dunn's Post Test.

Ergebnis:

6h nach SID besteht eine signifikante Abnahme der Leukozytenzahl im Blut im Vergleich zur Kontrollgruppe. Nach vorheriger Vagotomie bleibt die Anzahl der Leukozyten vergleichbar zur Kontrollgruppe. Dieser Effekt wird durch die Lymphozyten vermittelt. Eine Vagotomie verhindert auch hier den Rückgang der Zellzahl. Zum Zeitpunkt 72h nach SID bestehen keine signifikanten Unterschiede in den untersuchten Zellpopulationen mehr. Im Zytokinprofil erkennt man 6h nach SID eine signifikante Steigerung von IL-6 im Vergleich zur Kontrollgruppe. Wurde zusätzlich der Nervus vagus durchtrennt, sind die Level von IL-10, TNFα und IL1β im Vergleich zur Gruppe „SID mit intaktem Nervus vagus“ signifikant erhöht. Drei Tage nach SID sind bei intaktem Nervus vagus die Zytokine TNFα, IL-6 und IL1β signifikant gegenüber der unbehandelten Kontrollgruppe erhöht. Eine vorangegangene Vagotomie zeigt zu diesem späten Zeitpunkt keinen Effekt.

Schlussfolgerung:

In der frühen Phase der postoperativen Immunsuppression hat der Nervus vagus einen bedeutenden Einfluss auf den Immunstatus, der im Verlauf rückläufig ist. Gerade bei ausgedehnten thoraxchirurgischen Eingriffen, die eine Durchtrennung des Nervus vagus erforderlich machen, muss somit eine Veränderung der frühen postoperativen Immunlage berücksichtigt werden.