Die Psychiatrie 2014; 11(01): 56-60
DOI: 10.1055/s-0038-1670737
Kasuistik
Schattauer GmbH

Psychische Erkrankungen und Migration - es ist nicht so, wie es erscheint

Mental disorders and migration - How does it look like?
R. Mokhtari Nejad
1   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität München, Migrationsambulanz
,
D. Eser-Valeri
1   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität München, Migrationsambulanz
,
P. Falkai
1   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität München, Migrationsambulanz
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Publikationsverlauf

Eingegangen: 20. Dezember 2013

Angenommen nach Revision: 20. Januar 2014

Publikationsdatum:
12. September 2018 (online)

Zusammenfassung

Fragestellung: Aufgrund der besonderen Rahmenbedingungen innerhalb der Europäischen Union kommt es zu einer zunehmenden Internationalisierung der Patienten im psychiatrischen Versorgungsalltag. Dabei existieren zahlreiche Barrieren für die Inanspruchnahme der Versorgungsleistungen bei Migrantinnen und Migranten. Im Rahmen einer Fallvignette sollen die Herausforderungen bei der psychiatrischen Behandlung von Patienten mit Migrationshintergrund exemplarisch erläutert werden.

Methode: Ein 48-jähriger aus dem Irak stammender Patient wurde wegen eines chronischen Schmerzsyndroms und ausgeprägter depressiver Symptomatik in der Ambulanz für Menschen mit Migrationshintergrund der LMU München zur weiterführenden Diagnostik vorgestellt. Offensichtlich führten psychosoziale Belastungsfaktoren, wie der Verlust seiner Frau und seiner Tochter, zu depressiven Episoden. Die Schmerzsymptomatik des Patienten konnte nicht geklärt werden.

Zusammenfassung: Mit diesem Fall verdeutlichen wir drei wesentliche Faktoren, die für Schwierigkeiten im diagnostischen Setting bei Patienten mit Migrationshintergrund verantwortlich sein können.

Sprachverständigung, kultursensible Versorgung und Vermeidung von Stereotypisierung sind elementar, um die individuelle Situation der Patienten mit Migrationshintergrund zu verstehen und die Behandlung zu verbessern.

Summary

Objective: The aim of this case study is to illustrate what role factors such as culture and migration history play for the course of mental illnesses. Methods: We present a report on a male patient from Iraq, age 48, suffering from depression and chronicle pain syndrome. Stressful experiences such as the loss of his wife and daughter were the trigger for depressive episodes. Results: There are three main challenges with regard to treating patients with different that recently immigrated: (1) the language barrier, (2) cultural differences that complicate communication, and (3) the use of stereotypes. In order to optimize treatment it is necessary to consider the specific background of migration as well as the details of the migration history itself. Conclusions: There are specific difficulties that hamper the treatment of migrants, namely cultural differences and communication barriers. Support from complementary health care is necessary to prevent further social isolation.