Pneumologie 2019; 73(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1677996
Freie Vorträge (FV DGP 6) – Sektion Thoraxchirurgie
Thoraxchirurgie Varia
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Vergleich von Mortalität und Kosten nach video-assistierter versus offener Lobektomie in der Lungenkrebschirurgie – eine Kassendatenanalyse

P Marijic
1   Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie (Ibe), Ludwig-Maximilians-Universität München, Klinikum Großhadern
,
J Walter
2   Helmholtz Tenrtum München GmbH, Institut für Gesundheitsökonomie und Management Im Gesundheitswesen, Deutsches Zentrum für Lungenforschung
,
C Schneider
3   Ludwig-Maximilians-Universität München, Universitätsklinikumn Großhadern, Abteilung für Thoraxchirurgie, Comprehensive Pneumonology Center Munich (Cpc-M), Deutschen Zentrums für Lungenforschung e. V. (Dzl)
,
L Schwarzkopf
2   Helmholtz Tenrtum München GmbH, Institut für Gesundheitsökonomie und Management Im Gesundheitswesen, Deutsches Zentrum für Lungenforschung
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
19 February 2019 (online)

 

Ziele In der Lungenkrebschirurgie hat sich neben der offenen Lobektomie (OL), die weniger invasive Video-assistierte thorakoskopische Lobektomie (VL) etabliert. Die Verfahren sind hinsichtlich ihrer Effektivität vergleichbar, bei deutlich höheren Vorhaltungskosten für die Leistungserbringer im Fall der VL. Evidenz, zu den dem Eingriff nachgelagerten Versorgungskosten aus Kostenträgersicht fehlt für Deutschland bislang. Daher haben wir OL und VL hinsichtlich Überleben und Versorgungskosten in den ersten drei Jahren nach dem Eingriff verglichen.

Methoden Anhand von Krankenversicherungsdaten wurden Patienten mit Erstdiagnose Lungenkrebs im Jahr 2013 ausgewählt, die sich einer Lobektomie unterzogen haben. Die Operationsmethode (VL bzw. OL) wurde über OPS-Codes operationalisiert. Anschließend wurde ein 1 : 2 Propensity Score Matching für Patienten mit VL und OL durchgeführt. Gruppenunterschiede im Überleben wurden mit Hilfe von Cox-Proportional-Hazard Modellen ausgewertet. Kostenunterschiede wurden anhand von Generalisierten linearen Gamma-Modellen analysiert.

Ergebnisse 294 von 1.759 Patienten erhielten VL (16,7%). Nach deren Matching mit 588 OL-Patienten zeigten sich keine Mortalitätsunterschiede: 26,2% der VL bzw. 30,9% der OL-Patienten verstarben binnen drei Jahren (HR: 0.81, p = 0.131). Allerdings waren die lungenkrebsassoziierten Versorgungskosten im entsprechenden Zeitraum für VL-Patienten mit 20,828 € deutlich geringer als für OL-Patienten mit 23,723 € (Δ=2.895 €; p = 0.025).

Schlussfolgerung: Aus Perspektive der Gesetzlichen Krankenversicherung scheint die VL langfristig vorteilhaft: Sie ist mit deutlich geringeren nachgelagerten lungenkrebsspezifischen Versorgungskosten verbunden bei ähnlich guter Überlebensprognose wie im Fall der OL. Inwieweit sich die höheren Vorhaltungskosten der VATS für die anbietenden Krankenhäuser im gegenwärtigen DRG-System auszahlen und ob das Verfahren in jedem Falle klinisch sinnvoll anwendbar ist, bleibt indes weiter offen.