Pneumologie 2019; 73(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1678178
Posterbegehung (P14) – Sektion Infektiologie und Tuberkulose
Pneumologische Infektiologie 1: Tuberkulose und atypische Mykobakteriosen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Übertragungswege, Erkrankungsmuster, Risikofaktoren und Therapieergebnisse bei zehn Patienten mit ZNS-Beteiligung bei Tuberkulose – Eine Fallserie des Klinikums Stuttgart von 2014 bis 2018

AM Burghartz
1   Klinikum Stuttgart, Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Pneumologie
,
M Burghartz
2   Klinikum Stuttgart, Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenkrankheiten, Plastische Operationen
,
J Winiarska-Kiefer
1   Klinikum Stuttgart, Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Pneumologie
,
W Zoller
1   Klinikum Stuttgart, Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Pneumologie
,
A Kempa
1   Klinikum Stuttgart, Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Pneumologie
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Publication History

Publication Date:
19 February 2019 (online)

 

Einleitung Die ZNS-Tuberkulose macht 1% aller Tuberkulose Fälle aus. Die Prognose hängt wesentlich von einer schnellen Diagnose und Therapie bei klinisch meist sehr unspezifischen Symptomen ab.

Material und Methoden In dieser Fallserie wurden 10 Tuberkulosefälle mit primärem ZNS-Befall oder manifester ZNS-Beteiligung einer pulmonalen Tuberkulose, die im Zeitraum von 10/2014 bis 03/2018 am Klinikum Stuttgart diagnostiziert und therapiert wurden, ausgewertet. Es handelt sich dabei um acht Erwachsene und zwei Kinder, davon eine intrauterine Übertragung von Mycobacterium tuberculosis (MTB).

Ergebnis Alle Infektionen konnten über eine Kultur gesichert werden. Hierunter fand sich eine Infektion mit Mycobacterium africanum und neun Infektionen mit MTB. In allen Fällen haben sich die Patienten vermutlich nicht in Deutschland infiziert. Die Patienten stammen aus Subsahara-Afrika (50%), Osteuropa (30%) und je ein Fall aus Indien und China. Es handelte sich bis auf eine Ausnahme mit Monoresistenz auf Isoniazid um voll sensible Stämme.

Im Rahmen des ZNS-Befalls kam es zu tuberkulösen (Enzephalo-)Meningitiden (n = 6), intrazerebralen und -spinalen miliaren Herden (n = 3), Tuberkulomen (n = 1) und intraspinalen Abszessen (n = 2). Bei vier Patienten trat eine Vaskulitis mit zerebraler/zerebellärer Ischämie auf. Bei zwei Patienten handelte es sich um eine Durchwanderungsmeningitis bei tuberkulöser Mastoiditis.

Zwei Patienten waren immunkompromittiert und in zwei Fällen ist ein reiner ZNS-Befall anzunehmen. In sieben Fällen wurde additiv zur antituberkulösen Therapie mit Steroiden behandelt.

In sieben Fällen kam es direkt bei Aufnahme oder innerhalb der ersten Tage nach Aufnahme noch vor der Diagnosestellung zu einer rasanten klinischen Verschlechterung, die eine intensivmedizinische Betreuung und eine invasive Beatmung notwendig machten.

Die Gesamttherapiedauer betrug zwischen 9 (rein intraspinaler Befall) und 18 Monaten, ausgenommen ein Fall ohne Therapieeinleitung bei fulminantem Hirnödem mit Todesfolge.

Schlussfolgerung In 3 Fällen ist die ZNS-Tuberkulose vermutlich ohne relevante Residuen ausgeheilt, in 2 Fällen besteht eine mäßige Behinderung, in 4 Fällen eine schwere Schädigung mit dauerhafter Hilfsbedürftigkeit und in einem Fall kam es zum Tod.