Gesundheitswesen 2019; 81(03): 226-227
DOI: 10.1055/s-0039-1679256
Vorträge
Fachausschuss GBE und Prävention
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kommunale Gesundheitsberichterstattung und die fehlenden Informationen zur Morbidität: Was gewinnt der ÖGD, wenn wir diese Datenlücke schließen?

N Rosenkötter
1   Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen, Gesundheitsberichterstattung, Bochum, Germany
,
B Borrmann
1   Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen, Gesundheitsberichterstattung, Bochum, Germany
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
05. April 2019 (online)

 

Einleitung:

Daten zur Morbidität liegen für die kommunale Gesundheitsberichterstattung (GBE), d.h. auf Kreisebene und auf Städte- und Gemeindeebene, nur eingeschränkt vor. Realistische Prävalenzschätzungen im kommunalen Raum, insbesondere bezüglich Public Health relevanter und häufig chronisch verlaufender Erkrankungen, sind in der Regel routinemäßig nicht möglich. In Nordrhein-Westfalen (NRW) steht die GBE seit einiger Zeit mit den Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) in Kontakt, um Möglichkeiten zur Verfügbarmachung von Morbiditätsdaten zu eruieren. In diesem Kontext sind auch die konkreten Bedarfe und potentiellen Einsatzgebiete von Morbiditätsdaten im Rahmen der kommunalen GBE bzw. der Arbeit des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) von Interesse, um die Bedeutung der KV-Daten und den Nutzen für verschiedene Aufgaben des ÖGDs beleuchten zu können.

Methode:

Den Gesundheitsberichterstatter*innen aus den 53 Kreisen und kreisfreien Städten in NRW wurde im Frühjahr 2018 im Rahmen einer Online-Befragung u.a. folgende offene Frage gestellt: „Für welche Zwecke könnte Ihre Kommune Morbiditäts- und Leistungsdaten der KVen neben der reinen Verwendung in der GBE nutzen?“ An der Befragung haben sich insgesamt Gesundheitsberichterstatter*innen aus 42 Kreisen und kreisfreien Städten in NRW beteiligt (Responserate: 79,2%). Die Frage zu potentiellen Einsatzmöglichkeiten der Morbiditätsdaten wurde von 33 (62,3%) Befragten (bzw. Kommunen) beantwortet.

In Anlehnung an die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayering wurden induktiv Einsatzmöglichkeiten und -gebiete kategorisiert und ausgezählt.

Ergebnisse:

Die Antworten der Befragten konnten zu 34 verschiedenen Einsatzmöglichkeiten zusammengefasst werden, wovon 32 in die Analyse eingeflossen sind. Diese Einsatzmöglichkeiten ließen sich zu sechs Einsatzgebieten zusammenfassen: Analyse, Monitoring, Berichterstattung, Erstellung von Projekt- und Förderanträgen, Planung und Steuerung. Den größten Anteil machten Einsatzmöglichkeiten im Bereich der Planung aus (39%).

In vier der sechs Einsatzgebiete (Analyse, Monitoring, Berichterstattung, Planung) wurden Einsatzmöglichkeiten im Rahmen der integrierten Zusammenarbeit mit anderen Ressorts (z.B. Soziales, Umwelt) benannt.

Diskussion:

Die Analyse der Einsatzmöglichkeiten von kleinräumigen Morbiditätsdaten verdeutlicht deren Potential und das breite Aufgabengebiet bzw. Aufgabenverständnis des ÖGDs. Besonders hervorzuheben ist die Relevanz der Daten zum Ausbau des integrierten Handelns im kommunalen Raum.