Die Schuleingangsuntersuchung – was soll, was kann sie leisten? Versuch einer Evaluation

Hintergrund:

Schuleingangsuntersuchungen (SEU) sind in Deutschland in fast allen Bundesländern vorgeschrieben, Untersuchungsumfang und -methoden sind in Landesverordnungen festgelegt, eine Evaluation der gesamten SEU steht aber immer noch aus. Im Frühjahr 2018 wurde deswegen im Gesundheitsamt der Stadt Frankfurt am Main – nach unserer Kenntnis erstmalig – eine Evaluation der SEU durch Befragung von Eltern, Schulen und Kinderärzte durchgeführt.

Methode:

Mit eigens entwickelten Fragebögen wurden Eltern (freiwillig und anonym) sowie Leitungen von Grundschulen und Kinderärzte zu ihrer Einschätzung und ihren Erfahrungen mit der SEU befragt. Bestimmte Sätze waren mit einer 5-stufigen Likert-Skala zu bewerten. Für die Auswertung wurden die zustimmenden Antworten (stimme voll und ganz zu/stimme zu) und die ablehnenden Antworten (stimme nicht zu/stimme gar nicht zu) zusammengefasst.

Ergebnisse:

Insgesamt 2021 Eltern-, 46 Schul- und 32 Arztfragebögen konnten ausgewertet werden. Die Responserate der befragten Eltern lag bei 95%, die der Schulen und Kinderärzte mit weniger als 50% deutlich schlechter. 91% der Eltern stuften die SEU, zusätzlich zu den Vorsorgeuntersuchungen beim Kinderarzt für sinnvoll ein, und 94% hielten Hör- und Sehtests für besonders wichtig. 85% der Eltern sahen in der SEU ein wichtiges Mittel, um Fördermaßnahmen rechtzeitig vor Schuleintritt vornehmen zu können. 63% der Eltern bestätigten, dass die SEU ihnen neue Erkenntnisse zu ihrem Kind gebracht und 60% gaben an, dass die SEU ihnen gezeigt hat, wo sie ihr Kind noch besser fördern können. 91% der Schulleitungen stuften die Ergebnisse der SEU als hilfreich ein, und bei 80% der Schulleitungen deckten sich die Ergebnisse der SEU retrospektiv mit den Leistungen/Defiziten der Kinder in der Schule. 26% gaben an, dass wichtige Bereiche, u.a. Sozialverhalten in der SEU zu kurz kommen. Auch 91% der Kinderärzte stuften die SEU als sinnvoll ein, 69% hielten die Rückmeldungen des Gesundheitsamtes für hilfreich.

Diskussion:

Auch wenn nicht ausgeschlossen werden kann, dass die Eltern trotz der Anonymität „eher sozial gewünscht“ geantwortet haben und die niedrige Response der Schulen und der Kinderärzte die Bewertung einschränkt, ist doch festzustellen, dass die Rückmeldungen der betroffenen Eltern, Lehrer und Kinderärzte insgesamt positiv waren. Verbesserungsvorschläge wurden gegeben, u.a. wurde beklagt, dass das Sozialverhalten der Kinder in der SEU zu wenig abgebildet wird. Außerdem wurde um mehr Unterstützung in Fragen der Inklusion gebeten.