Gesundheitswesen 2019; 81(03): 252-253
DOI: 10.1055/s-0039-1679320
Vorträge
Fachausschuss GBE und Prävention
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Suizidprävention: eine kommunale Aufgabe!

A Melville-Drewes
1   Gesundheitsamt Düsseldorf, Sozialpsychiatrie, Düsseldorf, Germany
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Publication Date:
05 April 2019 (online)

 

Jährlich nehmen sich in Deutschland etwa 10.000 Menschen das Leben; das sind dreimal so viele Menschen wie Verkehrstote. Doch trotz dieser Dimension, und obwohl viele Suizide nachweislich vermeidbar sind, ist Suizid immer noch ein Tabuthema und – wie die WHO in ihrem Bericht „Suizidprävention – eine globale Herausforderung“ konstatiert – hat Suizidprävention oft eine zu niedrige Priorität für die Regierungen und politischen Entscheidungsträger. Das ist in Düsseldorf anders, zumal sich die Kommune als „WHO Healthy City“ zur Umsetzung des Mental Health Action Plans verpflichtet hat, in dem Suizidprävention eine zentrale Rolle spielt. So hat die Stadt ein sehr aktives „Bündnis gegen Depression“, mit dem das Gesundheitsamt als Bündnispartner in den letzten 10 Jahren Awareness-Aktionen und zielgruppenspezifische Veranstaltungen zum Thema Suizidprävention gemeinsam realisiert hat. Aktuell ist das Düsseldorfer Gesundheitsamt Partner eines vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten, sektorübergreifenden Verbundprojektes, das durch eine Kombination von Fortbildungsmaßnahmen und Prozessoptimierung eine evidenzbasierte Strategie zur Suizidprävention entwickelt, implementiert und auch evaluieren wird. Da Suizide in der Mehrzahl der Fälle im Rahmen einer psychischen Erkrankung erfolgen und internationale Studien zeigen, dass Suizidenten zum Teil noch kurz vor dem Suizid im Kontakt mit dem ärztlich-therapeutischen Hilfesystem standen, sind diese professionellen Gatekeeper die primäre Zielgruppe für die Implementierung eines entsprechend systematischen und strukturierten klinischen Risiko-Assessments und Managements von Suizidalität. Diese Suizid Prävention Risiko Management Allianz Düsseldorf Neuss (SuP-RiMA) wird vom LVR-Klinikum Düsseldorf koordiniert. Weitere Projektpartner sind die Psychiatrische Klinik der St. Augustinusgruppe in Neuss und das Düsseldorfer Bündnis gegen Depression. Die Kompetenzinitiative SuP-RiMA umfasst im Wesentlichen 3 Komponenten: die stärkere Vernetzung und interdisziplinäre Zusammenarbeit der regionalen Akteure zur Verbesserung der Versorgungsstruktur, die Qualifizierung der professionellen Gatekeeper in den primären, sekundären und tertiären psychiatrischen Versorgungsebenen der Region mittels eines Blended Learning-Angebots und die Optimierung und Standardisierung des gesamten Versorgungsprozesses durch die Implementierung eines Best-Practice-Leitfadens. Die abschließende Evaluation soll zeigen, ob das Maßnahmenpaket zu einer objektiven Verbesserung von Wissen und subjektivem Kompetenzerleben sowie zu einer signifikant verbesserten Inanspruchnahme in der regionalen Vernetzung führt.

Der Vortrag beleuchtet das kommunale Engagement in der Suizidprävention sowie die Evidenz des geförderten Projektansatzes.

Literaturhinweis:

Suizidalität in der deutschsprachigen Schulpsychiatrie. Thematisierung in Lehrbüchern von 1803 bis heute. Zeitschrift: Der Nervenarzt > Ausgabe 7/2018. Autoren: M. Gnoth, H. Glaesmer, Prof. Dr. H. Steinberg