Osteologie 2019; 28(01): 49
DOI: 10.1055/s-0039-1679974
Freie Vorträge Osteoporosetherapie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wirkeffekte einer multimodalen rheumatologischen Komplexbehandlung bei rheumatischen Erkrankungen mit sekundärer Knochendichteminderung

P Klemm
1   Universität Gießen, Campus Kerckhoff, Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin, Bad Nauheim
,
O Hudowenz
1   Universität Gießen, Campus Kerckhoff, Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin, Bad Nauheim
,
T Asendorf
1   Universität Gießen, Campus Kerckhoff, Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin, Bad Nauheim
,
IH Tarner
1   Universität Gießen, Campus Kerckhoff, Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin, Bad Nauheim
,
U Müller-Ladner
1   Universität Gießen, Campus Kerckhoff, Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin, Bad Nauheim
,
U Lange
1   Universität Gießen, Campus Kerckhoff, Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin, Bad Nauheim
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Publication History

Publication Date:
05 March 2019 (online)

 

Einleitung:

Die multimodale rheumatologische Komplexbehandlung (MRKB) stellt ein Versorgungsinstrument für Patienten mit rheumatischen Erkrankungen dar, die aufgrund der Krankheitsschwere, der Akuität und der Funktionseinschränkungen eine akut-stationäre Behandlung benötigen. Dabei kommen im Rahmen der multimodalen schmerztherapeutischen und funktionsorientierten Behandlung (11 Stunden/Woche) physikalische Therapiemaßnahmen in hoher Intensität über 14 – 16 Behandlungstage zum Einsatz.

Methode:

In einer retrospektiven Studie der Jahre 2014 – 2017 wurden die Wirkeffekte einer MRKB bei 103 Patienten mit unterschiedlichen rheumatischen Erkrankungen (Spondyloarthritiden, rheumatoide Arthritis, Kollagenosen, chronisches Schmerzsyndrom, Osteoarthrose) und begleitender Knochendichteminderung (Osteopenie n = 67, Osteoporose n = 36) analysiert. Zu Beginn und am Ende der MRKB wurden klinische Parameter, allgemeine Funktionsscores, Funktionskapazität und diagnosespezifische Scores (Schmerzen: Numerische Rating Scala – NRS, Funktionsfragebogen Hannover – FFbH, Health Assessment Questionnaire – HAQ, Disease Activity Score 28 – DAS28, Bath Ankylosing Spondylitis Disease Activity Index – BASDAI, Bath Ankylosing Spondylitis Functional Index – BASFI, Fibromyalgia Impact Questionnaire – FIQ, Systemic Lupus Erythematosus Disease Activity Index – SLEDAI) erhoben. Vergleichend wurden Patienten ohne Knochendichteminderung mit entsprechender rheumatischer Erkrankung auf das Behandlungsansprechen analysiert.

Ergebnisse:

Patienten mit rheumatischer Erkrankung und sekundärer Knochendichteminderung zeigten durch die MRKB eine signifikante Verbesserung der o.g. Outcome-Parameter. Im Vergleich zum Kollektiv ohne Knochendichteminderung ließ sich kein Unterschied auf das Behandlungsansprechen detektieren. Ein Frakturgeschehen trat unter der körperlich anstrengenden MRKB nicht auf. Die multivariaten Analysen der klinischen Parameter ergaben, dass das Alter, Dauer der rheumatischen Erkrankung, medikamentöse (Vor-)Therapien, Höhe der Entzündungsserologie zu Behandlungsbeginn, Begleiterkrankungen, sowie der T- und Z-Score keinen Einfluss auf das signifikante Behandlungsansprechen beim Kollektiv rheumatische Erkrankung mit sekundärer Knochendichteminderung hatte.

Diskussion:

Durch die MRKB konnte eine signifikante Reduktion der Schmerzen, der Krankheitsaktivität und eine Verbesserung der Funktionalität bei Patienten mit rheumatischer Erkrankung und begleitender Knochendichteminderung unabhängig von den o.g. Faktoren objektiviert werden, wobei dieses Kollektiv mindestens im gleichen Ausmaß von der MRKB profitierte wie das Vergleichskollektiv ohne Osteopenie/Osteoporose. Damit stellt die MRKB ein sinn- und vor allem wirkungsvolles akut-stationäres Behandlungskonzept dar. In einem nächsten Schritt sollte in einer Prospektivstudie die Nachhaltigkeit der MRKB beurteilt werden sollte.