Osteologie 2019; 28(01): 68
DOI: 10.1055/s-0039-1680028
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Primär intraossäres Meningeom: Klinische, histologische und differentialdiagnostische Aspekte

S Butscheidt
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Osteologie und Biomechanik, Hamburg
,
M Ernst
2   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poliklinik für neuroradiologische Diagnostik und Intervention, Hamburg
,
T Rolvien
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Osteologie und Biomechanik, Hamburg
,
J Hubert
3   Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie, Göttingen
,
J Zustin
4   Pathologie Hamburg, Hamburg
,
M Amling
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Osteologie und Biomechanik, Hamburg
,
T Martens
5   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Neurochirurgie, Hamburg
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
05 March 2019 (online)

 

Einleitung:

Das primär intraossäre Meningeom (PIM) ist eine seltene Manifestation des Meningeoms, einer gutartigen, neoplastischen Läsion der Meningen. Sein charakteristisches Erscheinungsbild ist die Hyperostose, wobei keine oder nur minimale durale Veränderungen zu beobachten sind. Ziel dieser Studie ist es, diese seltene Entität sowohl aus klinischer als auch aus histopathologischer Sicht zu charakterisieren, um das klinische Management zu verbessern.

Methode:

In den Jahren 2009 – 2017 wurden 26 Fälle mit PIM mittels MRT und CT diagnostiziert. In 15 Fällen wurde die Indikation zur chirurgischen Resektion gestellt und die Proben wurden in einem mehrstufigen Procedere einschließlich histologischer und immunhistochemischer Analysen weiter untersucht. Zusätzlich wurde in der lokalen Datenbank nach allen Fällen von Meningeomen sowie osteosklerotischen Differentialdiagnosen – Fibröse Dysplasie, Morbus Paget und anderen gutartigen osteosklerotischen Läsionen – gesucht.

Ergebnisse:

In dieser Studie machen die PIM 2,4% aller Meningeome aus, wobei überwiegend das weibliche Geschlecht betroffen ist (85%). Hinsichtlich der Erstmanifestation zeigt das PIM ein früheres Auftreten im Vergleich zum klassischen Meningeom. Mit 58% ist das Keilbein die häufigste Lokalisation für PIM. Entsprechende extraossäre Verkalkungen sind in 58% der Fälle demonstrierbar. Die histologische Charakterisierung identifizierte den WHO Grad I (93%) sowie die meningotheliomatöse Differenzierung (91%) als häufigstes Erscheinungsbild. Das Tumorwachstum selbst war mit einer erhöhten Knochenresorption verbunden, gefolgt von massiver Osteoidablagerung und nachfolgender Sklerose. Das häufig beobachtete ausgefranste Aussehen resultiert aus mehreren Knochenkanälen, die Blutgefäße für die Durchblutung des hochvaskularisierten Tumorgewebes enthalten.

Diskussion:

PIM ist eine seltene, aber bedeutente Differentialdiagnose für osteosklerotische Läsionen des Schädels, insbesondere bei Frauen. Tumorinduzierte, zellulär vermittelte Knochenresorption und -bildung können eine zentrale Rolle bei der zugrunde liegenden Pathogenese spielen.