Kinder- und Jugendmedizin 2019; 19(02): 129-130
DOI: 10.1055/s-0039-1684078
Schlaganfälle
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Schlaganfälle im Kindesalter

M Olivieri
1   Klinikum der LMU München, Dr. von Haunersches Kinderspital, Pediatric Stroke Unit, München
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
17 April 2019 (online)

 

Der kindliche Schlaganfall („Childhood Stroke“) ist im Vergleich zu den Schlaganfällen beim Erwachsenen mit einer Inzidenz von zirka 1,3/100000 deutlich seltener. In Deutschland sind pro Jahr ca. 300 – 500 Kinder betroffen. Allerdings nimmt die Schlaganfallinzidenz gerade bei jüngeren Menschen zu, sodass mittlerweile jeder 20. Schlaganfall bei Kindern und Jugendlichen auftritt.

Die Vielfältigkeit der Symptome, multiple Ursachen und Differenzialdiagnosen, fehlendes Bewusstsein sowie verspäteter Arztkontakt, aber auch innerklinische Verzögerung führen dazu, dass nur bei ca. 20 – 30% die Diagnose innerhalb von 6 Stunden nach Symptombeginn gestellt wird, obwohl auch der kindliche Schlaganfall ein akuter Notfall mit hoher Sterblichkeit (8 – 15%) und Morbidität (60%) sowie einem erheblichen Rezidivrisiko (10 – 30%) ist.

Zur Standardtherapie des kindlichen Schlaganfalls gehört in Abhängigkeit der Ursache eine antithrombotische Therapie mit unfraktioniertem Heparin, niedermolekularem Heparin oder eine Thrombozytenaggregationshemmung mit Aspirin sowie eine engmaschige physiotherapeutische, logopädische und neuropsychologische Behandlung. Eine Lysetherapie ist nur in Einzelfällen indiziert und sollte aufgrund des möglichen Blutungsrisikos sowie der fehlenden Zulassung im Kindesalter spezialisierten Behandlungszentren mit ausreichender Expertise vorbehalten sein. Der Nutzen neuerer Verfahren zur mechanischen Thrombusentfernung (stent retriewer) muss erst in Studien evaluiert werden.