Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2019; 16(02): e40
DOI: 10.1055/s-0039-1688057
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Unklares Fieber unter neoadjuvanter Chemotherapie – ein ungewöhnlicher Fall

C Spemes
1   Universitätsfrauenklinik Köln, Köln, Deutschland
,
C Eichler
1   Universitätsfrauenklinik Köln, Köln, Deutschland
,
F Thangarajah
1   Universitätsfrauenklinik Köln, Köln, Deutschland
,
J Holtschmidt
1   Universitätsfrauenklinik Köln, Köln, Deutschland
,
P Mallmann
1   Universitätsfrauenklinik Köln, Köln, Deutschland
,
W Malter
1   Universitätsfrauenklinik Köln, Köln, Deutschland
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
28 May 2019 (online)

 

Einführung:

Das invasiv duktale Mammakarzinom bietet je nach Hormonrezeptorstatus, Größe und Proliferationsrate verschiedene Therapieoptionen. Neben der primär operativen Therapie gibt es vor allem bei Karzinomen mit einer hohen Proliferationsrate (Ki67) die Möglichkeit der neoadjuvanten Chemotherapie. Chemotherapeutika zeigen hämatotoxische Effekte bis zur Panzytopenie, was eine erhöhte Infektanfälligkeit bedeutet. Mögliche Infektfoki sind die Pneumonie, Harnwegsinfektion oder Infektionen eines einliegenden Fremdkörpers, beispielsweise zentralvenöser Port-Systeme. In seltenen Fällen kommt es bei größeren Tumormassen zum Tumorzerfallsfieber unter Chemotherapie.

Fallvorstellung:

54-jährige Patientin mit invasiv duktalem Mammakarzinom, G3, fast TNBC (triple negative breast cancer), Ki67 von 95%. Sonografisch ca. 1,8 × 1,6 cm großer Befund. Kein Anhalt für nodalen Befall, Staging unauffällig. Die Patientin erhielt neoadjuvant einen Zyklus Epirubicin/Cyclophosphamid (90/600 mg/m2). 10 Tage nach dem ersten Zyklus stellte sich die Patientin mit Schüttelfrost und Fieber vor, allerdings ohne Leukopenie. Es erfolgte die intensive Infektfokussuche. Röntgen-Thorax, Urindiagnostik und die Abnahme zentraler und peripherer Blutkulturen blieben negativ. Es erfolgte ergänzend ein CT-Thorax und Abdomen, weiterhin ohne möglichen Infektfokus. Auch ein PET-CT, eine gynäkologische Untersuchung und eine Schilddrüsendiagnostik blieben unauffällig. Bei unklarem Fieber nach neoadjuvanter Chemotherapie wurde sich bei langer Therapiepause für eine primäre operative Behandlung des Karzinoms mit Portexplantation entschieden. Histopathologisch konnte kein invasives Mammakarzinom mehr nachgewiesen werden, sodass von einer pCR (pathologischer Komplettremission) nach dem 1. Zyklus EC ausgegangen wird.

Schlussfolgerung:

Wir berichten über einen seltenen Verlauf einer pCR nach dem 1. Zyklus Epirubicin/Cyclophosphamid. Bei Fieber unter Chemotherapie muss nach Ausschluss eines möglichen Infektfokus an Tumorzerfallfieber gedacht werden. Außergewöhnlich ist dieses allerdings bei der im oben beschriebenen Fall geringen Tumormasse.