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DOI: 10.1055/s-0039-1693780
Umschriebener pontomedullärer Infarkt – Komplikation nach mildem Schädel-Hirn-Trauma
Publication History
Publication Date:
20 August 2019 (online)
Hintergrund:
Schädelhirntraumata sind im Kindesalter sehr häufig. Posttraumatische Infarkte im Sinne sekundärer Perfusionsstörungen finden sich v.a. bei schweren Traumata und manifestieren sich meist im Bereich der Basalganglien.
Kasuistik:
4 Jahre altes Mädchen, Sturz vom Badewannenrand auf den Vorderkopf. Kopfschmerzen, Schwindel, zweimaliges Erbrechen. Innerhalb weniger Stunden wiederholtes Erbrechen, Bauchschmerzen, Druckgefühl der Augen. Am Folgetag Doppelbilder und Gangauffälligkeiten.
Klinik:
Initial leicht reduzierter Allgemeinzustand, frontales Hämatom, keine neurologischen Defizite. Zwei Tage nach Trauma: deckt rechtes Auge ab, Blickparese nach links. Sitzen mit Abstützen, kein freies Stehen oder Gehen.
Diagnostik:
MRT: solitäre Läsion im rechtsseitigen pontomedullären Übergang, a.e. Infarkt. Nach 7 Tagen: größenkonstante Läsion mit fokaler Schrankenstörung; nach 3 Monaten: kleiner residueller Defekt. Kein Anhalt für tumorösen, entzündlichen oder demyelisierenen Prozess oder Gefäßdissektion. Gerinnungsanalytik: Antithrombin (129%) leicht erhöht. Thrombophiliediagnostik: heterozygoter Nachweis einer MTHFR-Variante (Methylentetrahydrofolat-Reduktase)..
Diagnosen: Posttraumatischer Infarkt des rechtsseitigen pontomedullären Überganges mit Störung der Abducens- und Vestibularisfunktion. Variante MTHFR.
Therapie: ASS 1,5 mg/kg über 3 Monate, intensive Physiotherapie einschließlich dreiwöchiger Neurorehabilitation. Darunter Besserung, geringer residueller Befund nach 3 Monaten.
Schlussfolgerung und Diskussion:
Der hier aufgetretene kleinflächig umschriebene Infarkt im Bereich des Hirnstammes ist ein seltener Befund im Kindesalter, insbesondere nach Schädel-Hirn-Trauma. Als möglicher Risikofaktor neben dem Sturz und den damit u.U. verbundenen hämodynamischen Veränderungen wurde bei der Patientin lediglich eine heterozygote Variante der MTHFR gefunden, die bei 40% der Bevölkerung nachzuweisen ist und damit nur fraglich pathogenen Wert hat.