Geburtshilfe Frauenheilkd 2019; 79(08): 877
DOI: 10.1055/s-0039-1693869
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Vergleich der vaginalen Beckenendlagen-Entbindung aus dem Vierfüßlerstand gegenüber der herkömmlichen Rückenlage

F Winterholler
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinik der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, Klinikum Nürnberg
,
S Karstadt
2   Faculty of Medicine, Universitätsklinik der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, Klinikum Nürnberg
,
B Wutz (verstorben)
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinik der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, Klinikum Nürnberg
,
M Krause
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinik der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, Klinikum Nürnberg
,
W Hitzl
3   Research office (biostatistics), Paracelsus Medical University, Salzburg, Austria; Department of Ophthalmology and Optometry, Paracelsus Medical University, Salzburg, Austria
,
C Brucker
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinik der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, Klinikum Nürnberg
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
12. August 2019 (online)

 

Hintergrund und Ziel:

Mit dieser Arbeit soll gezeigt werden, dass die vaginale Entbindung einer Beckenendlage aus dem Vierfüßlerstand (VF) im Vergleich zur herkömmlichen Rückenlage (RL) Vorteile für das mütterliche und kindliche Outcome hat. Des Weiteren soll gezeigt werden, dass es seltener zu ärztlichen Interventionen kommt.

Methodik:

Es handelt sich um eine retrospektive unizentrische Kohortenstudie. Dazu wurden vaginale Beckenendlagengeburten am Klinikum Nürnberg Süd von 2000 bis 2017 ausgewertet. Frühgeburten, Totgeburten, kindliche Fehlbildungen und schwerwiegende mütterliche Erkrankungen wurden ausgeschlossen. Die Geburten wurden hinsichtlich Geburtsverletzungen, ärztlichen Interventionen und kindlichem Outcome untersucht.

Ergebnisse:

Von den 869 untersuchten Frauen haben 760 aus der Rückenlage und 109 aus dem Vierfüßlerstand entbunden. Geburten aus dem Vierfüßlerstand ohne Geburtsverletzung waren signifikant häufiger als aus der Rückenlage (VF 50,5%; RL 22,8%; p < 0,00001).

Es kam in der Vierfüßlerstand-Gruppe zu mehr Dammrissen (DR) I. (VF 21,1%; RL 12,2%; p = 0,01094) und II. Grades (VF 16,5%; RL 7,8%; p = 0,00264), dafür aber zu deutlich weniger Episiotomien (VF 6,5%; RL 52,6%; p = 0,00000). Es gab keine Fälle von höhergradigen Dammrissen (DR III. und IV. Grades) bei den Vierfüßlern und bei neun Rückenlagen, der Unterschied war hier nicht signifikant.

Geburten ohne Intervention kamen bei den Vierfüßlern ebenfalls signifikant häufiger vor (VF 79,8%; RL 32,4%; p < 0,00001).

Hinsichtlich des kindlichen Outcomes (pH-Werte) konnte kein signifikanter Unterschied gezeigt werden. (pH< 7,0: VF 1,32%, RL 2,78%; pH 7,0 – 7,10: VF 19,31%, RL 12,04%; pH > 7,10: VF 79,37%, RL 85,19%)

Diskussion:

Auch wenn es beim kindlichen Outcome zu keinem signifikanten Unterschied gekommen ist, konnte gezeigt werden, dass der Vierfüßlerstand ein Vorteil für die Mütter hat. So ist der Vierfüßlerstand eine wertvolle Alternative bei vaginalen Entbindungen einer Beckenendlage, welcher durchaus genutzt werden sollte. Trotz alledem müssen die herkömmlichen Handgriffe des Geburtshelfers beherrscht werden, sodass bei einer Notfallsituation sofort eingegriffen werden kann.