Geburtshilfe Frauenheilkd 2019; 79(08): 878
DOI: 10.1055/s-0039-1693872
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Pyoderma gangraenosum nach Sectio: ein Fallbericht

P Foessleitner
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Abteilung für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin, Medizinische Universität Wien, Österreich
,
U Just
2   Universitätsklinik für Dermatologie, Medizinische Universität Wien, Österreich
,
H Kiss
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Abteilung für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin, Medizinische Universität Wien, Österreich
,
A Farr
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Abteilung für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin, Medizinische Universität Wien, Österreich
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
12. August 2019 (online)

 

Hintergrund:

Pyoderma gangraenosum (PG) ist eine seltene, neutrophile Hauterkrankung, die sich klinisch mit ausgeprägten, schmerzhaften, nekrotischen Ulzerationen präsentiert. PG kann postoperativ an Wundrändern auftreten und zeichnet sich durch rasche Progression aus. Die diagnostische Herausforderung besteht in der Abgrenzung zur einfachen Wundinfektion. Die genaue Pathophysiologie von PG ist unklar, hochdosierte Corticosteroide führen zur Heilung. Bis heute sind nur wenige Fälle von PG nach Sectio bekannt.

Fallbericht:

Eine 32-jährige Primipara wurde aufgrund eines frühen vorzeitigen Blasensprungs in der 30. Schwangerschaftswoche an unserer Klinik vorstellig. Sie erhielt die Lungenreifung, kurzzeitig Tokolyse und Neuroprotektion und wurde dann in SSW 30+2 per sectionem entbunden. Der intraoperative Verlauf war komplikationslos, das Frühgeborene adaptierte sich gut und wurde auf die neonatologische Intensivstation verlegt. Direkt postoperativ war der Verlauf unauffällig, bis die Patientin am 4. Tag post sectionem im Bereich der Sectionarbe ein stark schmerzhaftes Erythem entwickelte. Die Patientin war durchwegs afebril, im Labor zeigte sich eine milde Leukozytose (13,49 G/L) und ein stark erhöhtes CRP (24,45 mg/dL), woraufhin eine antibiotische Therapie begonnen wurde. In den folgenden Tagen verschlechterte sich die Wundsituation und es formten sich 2 schmerzhafte Herde, welche Stippchen bildeten und miteinander kommunizierten. Die durchgeführten Wundabstriche waren bland, eine Umstellung des Antibiotika-Regimes zeigte keinen Effekt. In Folge wurde zweimalig ein chirurgisches Debridement durchgeführt, welches vermutlich aufgrund des beschriebenen Pathergie-Phänomens zu einer Verschlechterung der Lokalsituation führte. Am 23. postoperativen Tag wurde seitens der Dermatologie die Verdachtsdiagnose PG gestellt, woraufhin die Patientin hochdosierte Corticosteroide erhielt. Die Wundsituation verbesserte sich daraufhin rasant und heilte innerhalb von 3 Tagen vollständig ab.

Schlussfolgerung:

Pyoderma gangraenosum ist eine seltene aber gefährliche Komplikation nach Sectio. Da PG häufig als Wundinfektion fehldiagnostiziert wird, sollte bei Nichtansprechen einer antibiotischen Therapie, insbesondere bei sterilen Wundabstrichen, die Diagnose PG in Betracht gezogen. Durch ein frühzeitiges interdisziplinäres Management und eine rasche Behandlung können weitere Komplikationen verhindert, Spitalsaufenthalte verkürzt und ein besseres ästhetisches Outcome erreicht werden.