Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 655
DOI: 10.1055/s-0039-1694325
Kongresstag 1: 16.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Migräneprävalenz und Identifikation von Risikofaktoren für Migräne bei Menschen ab 65 Jahren – Ergebnisse der Heinz Nixdorf Recall Studie

S Schramm
1   Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universitätsklinikum Essen, Essen
,
D Holle-Lee
2   Westdeutsches Kopfschmerzzentrum, Universitätsklinikum Essen, Essen
,
S Nägel
2   Westdeutsches Kopfschmerzzentrum, Universitätsklinikum Essen, Essen
,
Z Katsarava
3   Neurologie, Evangelisches Krankenhaus Unna, Unna
4   EVEX Medical Corporation, Tiflis
5   Sechenov Universität Moskau, Moskau
,
KH Jöckel
1   Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universitätsklinikum Essen, Essen
,
S Moebus
6   Zentrum für Urbane Epidemiologie, Universitätsklinikum Essen, Essen
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Die Migräneprävalenz nimmt im Alter ab. Die Physiologie ist unklar. Ziele der Studie sind Prävalenzschätzungen und Identifikation von Risikofaktoren der Migräne bei Menschen ab 65 Jahren.

Methoden:

Analysedaten lieferte die Dritterhebung (2011 – 2016) der bevölkerungsbasierten Heinz Nixdorf Recall Studie. Ermittelt wurden BMI, Sport (ja/nein), Bildung in Jahren, Rauchstatus (nie/früher/aktuell), Kinderzahl, jemals Migränesymptome, Alter bei Migränerückbildung (selbstberichtet) und Kopfschmerzfrequenz der letzten 3 Monate. Zur Identifikation von Migräne mit (MigA+) und ohne Aura (MigA-) wurde die Klassifikation der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft modifiziert, indem Symptome generell (nicht attackenweise) abgefragt wurden. Die Assoziation zwischen potentiellen Risikofaktoren (Alter, Geschlecht, BMI, Sport, Bildung, Rauchstatus, Kinderzahl) und Migräne im Alter wurde mittels multipler logistischer Regression ermittelt.

Ergebnisse:

Von 2038 Probanden (51% Frauen, 72 ± SD5 Jahre) hatten Frauen eine höhere Lebenszeitprävalenz für Migräne als Männer (MigA+: 12% Frauen/4% Männer; MigA-: 28%/12%). Gelegentliche Migräne berichteten 33% der „jemals Migräniker“. Prävalenz und Frequenz gelegentlicher Migräne waren bei Frauen höher als bei Männern (MigA+: 6%, 3,3 ± SD4,1 Kopfschmerztage/Monat vs. 1%, 2,9 ± 8,2 Tage/Monat; MigA-: 7%, 2,9 ± 4,6 Tage/Monat vs. 4%, 1,7 ± 2,2 Tage/Monat). Das mittlere Alter bei Rückbildung der Migräne betrug 51 ± SD13 Jahre. Migräniker zum Befragungszeitpunkt waren jünger (voll adjustiertes Odds Ratio [95%-Konfidenzintervall]: 0,92 [0,88 – 0,95]) und berichteten tendenziell weniger Sport (0,72 [0,50 – 1,04]) als Probanden mit Migränerückbildung. BMI, Bildung, Rauchen und Kinderzahl waren keine Risikofaktoren für Migräne im Alter.

Diskussion:

Migräne im Alter ist keine seltene Erkrankung. Die geschätzte Prävalenz beträgt 13% bei Frauen und 5% bei Männern. Jeder dritte mit „jemals Migräne“ berichtete auch im Alter Migräne. Sport hilft sehr wahrscheinlich auch im Alter gegen Migräne.