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DOI: 10.1055/s-0039-1694600
Arbeit im technologischen Wandel – empirische Befunde und Implikationen für die Prävention
Publication History
Publication Date:
23 August 2019 (online)
Einleitung:
Der mit Schlagworten wie Digitalisierung, Industrie 4.0 und Arbeit 4.0 beschriebene technologische Wandel der Arbeitswelt hält in der Erwerbsarbeit zunehmend Einzug. Das vom BMBF geförderte Verbundprojekt „Gesunde Arbeit in Pionierbranchen (GAP)“ untersuchte den Einfluss dieses Wandels auf die psychische und physische Gesundheit. Ziel war die Ableitung empirisch fundierter Empfehlungen für eine wirksame Prävention und einen „Arbeitsschutz 4.0“.
Methoden:
Zur explorativen Annäherung an den Gegenstand wurde ein Mixed-Methods-Ansatz gewählt: Quantitative Befragungen von Beschäftigten wurden mit halbstandardisierten Interviews mit betrieblichen Akteuren aus insgesamt 12 Unternehmen verschiedener Branchen ergänzt. Die qualitativen Interviewdaten wurden einer thematischen Analyse unterzogen und Betriebsfallstudien erstellt. Teil des Projektes war außerdem die Entwicklung und Validierung eines die Gefährdungsbeurteilung Psyche ergänzenden Moduls, welches explizit auf Belastungen durch die technologischen Veränderungen abstellt.
Ergebnisse:
Resümierend zeigt sich, dass bekannte Gefährdungen, z.B. körperlich schwere Arbeit, reduziert werden können. Gleichwohl lassen sich neue Gefährdungen und die Intensivierung bekannter Gefährdungen beobachten. Auch zeichnet sich im empirischen Material neben einer Belastungsverschiebung eine Zunahme psychischer Belastungen im Arbeitskontext ab. In den Fallstudien zeigt sich beispielsweise die Angst vor datenbasierter Überwachung als, in dieser Form neue, mentale Belastung.
Diskussion:
In Anbetracht der generellen Entwicklung des Arbeitsunfähigkeitsgeschehens gerät einmal mehr die Bedeutung einer menschengerechten Gestaltung von Arbeit in den Fokus. Dazu gehören neben der Arbeitssicherheit im klassischen Sinne in zunehmendem Maße Fragen der mentalen Gesundheit. Den Schlüssel zur Ableitung wirksamer Interventionskonzepte stellt in diesem Zusammenhang die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen dar, die in KMUs noch selten implementiert wird. Dabei ist auch eine Anpassung dieser an die veränderten Rahmenbedingungen nötig.