Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 746
DOI: 10.1055/s-0039-1694609
Kongresstag 3: 18.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Soziale Unterstützung und Versorgungsqualität in der Diabetesbehandlung – Ergebnisse der bundesweiten GEDA14/15-Studie

J Baumert
1   Robert Koch – Institut, Berlin
,
Y Du
1   Robert Koch – Institut, Berlin
,
J Nübel
1   Robert Koch – Institut, Berlin
,
C Heidemann
1   Robert Koch – Institut, Berlin
,
C Scheidt-Nave
1   Robert Koch – Institut, Berlin
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Eine geringe soziale Unterstützung gilt als wichtiger Risikofaktor bei Diabetes und verschiedenen anderen chronischen Erkrankungen. Im Hinblick auf die Versorgungsqualität bei Personen mit Diabetes ist hier der Zusammenhang mit sozialer Unterstützung bislang wenig untersucht worden.

Methode:

Die Studienpopulation umfasste 1663 Personen (Alter ≥18 Jahre) aus der bundesweiten Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell 2014/15“ (GEDA14/15), bei denen ein bekannter Diabetes in den letzten 12 Monaten vorlag. Die Datenerhebung erfolgte anhand postalischer oder online-basierter Selbstausfüllfragebögen. Soziale Unterstützung wurde mit der Oslo-3-Items-Social-Support Scale erhoben und in die Kategorien gering, mittel und hoch eingeteilt. Zur Bewertung der Versorgungsqualität wurden die Indikatoren Teilnahme Diabetes-Schulung, Vorliegen Diätplan, Diabetes-Tagebuch oder Diabetes-Gesundheitspasses, Blutzuckerselbstkontrolle, Fuß-Selbstuntersuchung, ärztliche Untersuchung von HbA1c-Wert, Augenhintergrund oder Füße sowie diabetesspezifische Komplikationen erhoben. Multivariable logistische Regressionsmodelle wurden jeweils zur Schätzung von adjustierten Odds Ratios (ORs) herangezogen.

Ergebnisse:

Insgesamt wiesen 22,6% bzw. 53,9% der Teilnehmenden eine geringe bzw. mittlere soziale Unterstützung auf. Adjustiert nach soziodemographischen und lebensstilbedingten Faktoren sowie der Diabetesdauer zeigten Personen mit geringer im Vergleich zu Personen mit hoher sozialer Unterstützung eine höhere Chance (OR, 95% Konfidenzintervall) für das Fehlen einer ärztlichen Untersuchung des Augenhintergrunds (1,92, 1,28 – 2,89) bzw. der Füße (1,61, 1,09 – 2,39) in den letzten 12 Monaten. Dieser Zusammenhang war bei Frauen stärker ausgeprägt als bei Männern. Bei den anderen Indikatoren zeigten sich im voll-adjustierten Regressionsmodell keine signifikanten Zusammenhänge.

Diskussion:

Die vorliegende Studie erbrachte wichtige Befunde zur Rolle von sozialer Unterstützung bei der Versorgungsqualität des Diabetes. Ein besonderes Augenmerk auf Personen mit geringer sozialer Unterstützung erscheint sinnvoll, insbesondere bei Versorgungsprozessen.