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DOI: 10.1055/s-0039-1695270
Der klinische Verlauf bei Patienten mit Leberzirrhose – real world Daten eines deutschen Transplantationszentrum
Publication History
Publication Date:
13 August 2019 (online)
Einleitung:
Der Krankheitsverlauf von Patienten mit Leberzirrhose ist höchst unterschiedlich und abhängig vom Stadium bei Erstdiagnose. Klinische Ereignisse wie Dekompensationen oder die Entwicklung eines hepatozellulären Karzinoms beeinflussen die weitere Prognose der Patienten stark.
Ziele:
Ziel dieser retrospektiven Studie ist die klinische Charakterisierung von Patienten mit Leberzirrhose und Erfassung von Komplikationen sowie Endpunkten im Verlauf der Erkrankung.
Methodik:
Zwischen November 2016 und Mai 2018 stellten sich insgesamt 191 Patienten mit der Erstdiagnose Leberzirrhose ambulant in der Universitätsmedizin Mainz vor. Leberzirrhose-assoziierte Komplikationen sowie die Entwicklung eines hepatozellulären Karzinoms wurden ebenso wie relevante Interventionen sowie Überlebenszeiten erfasst und statistisch ausgewertet.
Ergebnisse:
Bei 53% der Patienten wurde die Erstdiagnose der Leberzirrhose in einem asymptomatischen kompensierten Stadium gestellt (53% vs. 47%). Vor allem bei Patienten mit NASH-assoziierter Leberzirrhose (21% asymptomatische Erstdiagnose vs. 9% symptomatische Erstdiagnose) und viral bedingter Leberzirrhose (11% vs. 4%) erfolgte im Gegensatz zu Patienten mit alkoholischer Leberzirrhose die Erstdiagnose im kompensierten Stadium (21 vs. 32%; p-Wert: < 0,0001). Patienten mit einer kompensierten Leberzirrhose zum Zeitpunkt der Erstdiagnose zeigten ein verbessertes 1-Jahres-Überleben (95% vs. 83%; p-Wert: 0,009) und erhielten seltener eine TIPPS Implantation (4% vs. 16%; p-Wert 0,005) oder Lebertransplantation (1% vs. 8%; p-Wert: 0,02). Patienten mit einer kompensierten Leberzirrhose zum Zeitpunkt der Erstdiagnose entwickelten zudem signifikant seltener ein hepatozelluläres Karzinom (3% vs. 10%; p-Wert: 0,005).
Schlussfolgerung:
Patienten mit Erstdiagnose einer Leberzirrhose in einem dekompensierten Stadium zeigen ein schlechteres Überleben und erleiden häufiger Dekompensationen mit der Notwendigkeit einer höheren Rate an TIPPS-Implantationen und Lebertransplantationen. Insbesondere Patienten mit alkoholischer Leberzirrhose werden häufiger im dekompensierten Spätstadium diagnostiziert. Diese Ergebnisse unterstreichen die Wichtigkeit und Notwendigkeit einer frühzeitigen Diagnose durch effektivere Vorsorge- und Screeningmaßnahmen.