Z Gastroenterol 2019; 57(09): e263
DOI: 10.1055/s-0039-1695309
Leber und Galle
Therapie des HCC: Freitag, 04. Oktober 2019, 09:40 – 11:16, Studio Terrasse 2.2 B
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Effektivität von neuen, zielgerichteten Therapien bei Patienten mit hepatozellulärem Karzinom – Erfahrungen aus dem klinischen Alltag

MM Kirstein
1   Medizinische Hochschule Hannover, Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
,
T Marwede
1   Medizinische Hochschule Hannover, Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
,
C Wolf
1   Medizinische Hochschule Hannover, Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
,
T Voigtländer
1   Medizinische Hochschule Hannover, Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
,
JB Hinrichs
2   Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Hannover, Deutschland
,
MP Manns
1   Medizinische Hochschule Hannover, Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
,
A Vogel
1   Medizinische Hochschule Hannover, Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
13. August 2019 (online)

 

Einleitung:

Der Multityrosinkinase-Inhibitor Sorafenib stellte für fast eine Dekade die einzige zugelassene systemtherapeutische Option für Patienten mit fortgeschrittenem hepatozellulären Karzinom (HCC) dar. Kürzlich erst wurden Wirksamkeiten der Tyrosinkinase-Inhibitoren Regorafenib, Lenvatinib und Cabozantinib, des VEGF-Antikörpers Ramucirumab sowie für immune Checkpoint-Inhibitoren gezeigt. Die Vielzahl an neuen, aktiven Substanzen findet zunehmend Einsatz im klinischen Alltag.

Ziele:

Das Ziel dieser Arbeit war es, den Einfluss neuer zielgerichteter Therapeutika auf das Gesamtüberleben und die Machbarkeit einer sequentiellen Systemtherapie bei Patienten mit HCC zu untersuchen.

Patienten und Methoden:

Eine aus 2,530 HCC-Patienten bestehende Datenbank wurde auf den Einsatz systemischer Therapie von 2012 bis 2018 an der Medizinischen Hochschule Hannover durchsucht (Testkohorte). Als historische Kontrolle dienten Patienten, die zwischen 2006 und 2011 systemisch behandelt wurden.

Ergebnisse:

Insgesamt wurden 123 Patienten systemisch behandelt, von denen alle Sorafenib entweder als systemische Erst- (n = 121) oder als Folgetherapie erhielten (n = 2). In einer systemischen Zweitlinie wurden 27 Patienten behandelt (22,3%) (Regorafenib: n = 10, Cabozanitib: n = 1, Lenvatinib: n = 1, Nivolumab: n = 7, Pembrolizumab: n = 2, Ramucirumab; n = 2, zytotoxische Therapie: n = 4). Weitere 11 Patienten wurden in einer Drittlinie (9,1%) und zwei Patienten in einer Viertlinie (1,7%) systemisch behandelt. Der Anteil der Patienten mit mindestens einer Zweitlinie war mit 27 Patienten (22,3%) signifikant höher verglichen mit der historischen Kohorte (4 von 242 Patienten (1,7%)) (p < 0,001). Das Gesamtüberleben der Testkohorte war von Beginn der Systemtherapie mit 12 Monaten signifikant länger im Vergleich zur historischen Kontrolle mit 8 Monaten (p = 0,007). Darüber hinaus war das Gesamtüberleben mit zunehmender Anzahl der systemischen Therapielinien signifikant länger (eine Linie: 9 Monate, zwei Linien: 20 Monate, drei Linien: 24 Monate, vier Linien: Median nicht erreicht; p < 0,001).

Schlussfolgerung:

Die Verfügbarkeit mehrerer aktiver Substanzen erlaubt zunehmend die sequentielle systemische Therapie beim HCC im klinischen Alltag und ist mit einer Verlängerung des Gesamtüberlebens assoziiert.