Z Gastroenterol 2019; 57(09): e284
DOI: 10.1055/s-0039-1695359
Leber und Galle
Pfortaderthrombosen und TIPS, Lebersonografie: Freitag, 04. Oktober 2019, 11:20 – 12:56, Studio Terrasse 2.2 B
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gerinnungsaktivierung bei Leberzirrhose – Welchen Einfluss hat die Nierenfunktion?

K Grotemeyer
1   Klinik für Innere Medizin II Gastroent., Hepat., Endokrin., Diabet., Ern.med. Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, Deutschland
,
M Jacob
1   Klinik für Innere Medizin II Gastroent., Hepat., Endokrin., Diabet., Ern.med. Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, Deutschland
,
M Reichert
1   Klinik für Innere Medizin II Gastroent., Hepat., Endokrin., Diabet., Ern.med. Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, Deutschland
,
R Kaiser
2   Klinik für Innere Medizin V, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, Deutschland
,
F Lammert
1   Klinik für Innere Medizin II Gastroent., Hepat., Endokrin., Diabet., Ern.med. Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
13 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Das „(un)balancierte“ Gerinnungssystem bei einer Leberzirrhose ist nicht in Gänze verstanden. Es besteht sowohl eine Thrombose- als auch eine Blutungsneigung. Weiterhin ist der Zusammenhang zwischen der Schwere der Lebersyntheseeinschränkung und der Höhe der von Willebrand Faktor (vWF) und Faktor VIII-Aktivität nicht eindeutig definiert.

Methodik:

Es wurden bei insgesamt 202 (133 m/69w) Patienten mit Vorliegen einer Leberzirrhose gezielt Gerinnungsparameter bestimmt. Hierzu zählten neben Faktor V, Faktor VII und AT III sowie ebenfalls die vWF- und Faktor VIII:C-Aktivität und D-Dimer um die schwere der Dysbalance abzubilden. Des Weiteren wurden die renalen Retentionsparameter Kreatinin und Cystatin C erfasst. Patienten mit Malignom wurden aus der Studie ausgeschlossen.

Ergebnisse:

Es zeigte sich keine signifikante Korrelation zwischen Einschränkung der Lebersyntheseleistung (Faktor V, Faktor VII, AT III) und Erhöhung der und Faktor VIII:C Aktivität. Hingegen korrelierte vWF negativ sowohl mit Faktor V (r =-0,29, p < 0,001) als auch mit Faktor VII (r =-0,40, p < 0,001). Zusätzlich ergab sich eine Korrelation zwischen der Höhe des Faktor VIII:C Aktivität und den Retentionsparametern Kreatinin (r = 0,31, p < 0,001) und Cystatin C (r = 0,32, p < 0,001). Analog bestanden Korrelationen von vWF mit Kreatinin (r = 0,26, p = 0,01) und Cystatin C (r = 0,31, p < 0,01). Ebenso ließ sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen erhöhten D-Dimeren und den Retentionsparametern belegen (Kreatinin r = 0,32, p < 0,001, Cys C r = 0,23, p = 0,02).

Diskussion:

Die von uns erhobenen Daten zeigen, dass die gerinnungsphysiologische Dysbalance durch Verschlechterung der Nierenfunktion moduliert wird. Dies betrifft den Anstieg der leberunabhängigen Gerinnungsparameter. Damit findet sich eine Verschiebung in Richtung Gerinnungsaktivierung und somit erhöhter Thromboseneigung.

Schlussfolgerungen:

Die Ergebnisse zeigen, dass bei Patienten mit LC und erhöhten Retentionsparametern auch in vivo tatsächlich vermehrte Thrombose- und Lyseprozesse stattfinden und somit zumindest klinisch nicht bemerkbare „mikrothrombotische“ Ereignisse auftreten. Diese Patienten benötigen bzgl. Thromboseprophylaxe besondere Aufmerksamkeit. Es ist zu überdenken hier die prophylaktische Antikoagulation im ambulanten Bereich fortzuführen.