Z Gastroenterol 2019; 57(09): e301-e302
DOI: 10.1055/s-0039-1695408
Gastroenterologische Onkologie
Kolorektales Karzinom: Freitag, 04. Oktober 2019, 17:10 – 18:22, Studio Terrasse 2.1 B
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Multimodale Therapie des Rektumkarzinoms – Differenzieller Effekt der postoperativen Chemotherapie

S Benz
1   Klinikverbund-Südwest, Kliniken Böblingen, Klinik für Allgemein- Viszeralchirurgie und Kinderchirurgie, Böblingen, Deutschland
,
M Gerken
2   Tumorzentrum Regensburg, Regensburg, Deutschland
,
M Klinkhammer-Schalke
3   Arbeitsgemeinschaft deutscher Tumorzentren (ADT), Berlin, Deutschland
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
13. August 2019 (online)

 

Anders als beim Kolonkarzinom gibt es für die adjuvante Chemotherapie des Rektumkarzinom im mittleren und unteren Drittels keine ausreichende Evidenz. In der aktuellen S3-Leitlinie wird daher keine klare Empfehlung gegeben. Da die Chemotherapie dennoch häufig empfohlen wird und mit eine erheblichen Einschränkung der Rekonvaleszenz und Verzögerung der Stomarückverlagerung verbunden ist, besteht ein erheblicher Klärungsbedarf.

Aus zusammengeführten Daten von 30 klinischen Krebsregistern (Populationsabdeckung 28%), wurden 18 897 Patienten mit einem Rektumkarzinom des mittleren und unteren Drittels und einem klinischen Stadium II/III extrahiert, die zwischen 2000 und 2016 operiert wurden. Ausschlusskriterien waren: Alter > 75, Residualtumor R1/2, postoperative Letalität und Operationen am Wochenende (danach n = 13568). Eine multivariable Cox-Regression erfolgte für Diagnosealter, Geschlecht, Lokalisation postoperatives Stadium UICC, Grading und Anzahl untersuchter Lymphknoten.

Nach neoadjuvanter Radiochemotherapie (N = 9 141) war das Gesamt- (OAS) und Rezidivfreie (RFS) Überleben nach adjuvanter Chemotherapie signifikant besser (HR 0,707 95%-KI 0,646 – 0,774, p < 0,001), RFS (HR 0,730, 95%-KI 0,670 – 0,796, p < 0,001). Der größte Effekt war im postoperativen Stadium UICC I zu verzeichnen (HR 0,523, 95%-KI 0,415 – 0,660, p < 0,001). Keine Effekte zeigten sich nach Komplettremission (ypT0) und im UICC III (pN2) Stadium. Nach primärer Operation und postoperativem Stadium II/III (N = 4 427) waren sowohl die adjuvante Radiochemotherapie (Referenz HR 1) als auch die adjuvante Chemotherapie (HR 1,123 95%-KI 0,981 – 1,285 p = 0,092) im Vergleich zur Kontrolle (HR 1,476 95% KI 1,327 – 1,642 p < 0,001) mit einem besseren Überleben (OAS) assoziiert.

Diese Analyse an einem sehr großen Patientenkollektiv unterstützt die Empfehlung zur adjuvanten Chemotherapie nach neoadjuvanter Radiochemotherapie in den postoperativen Stadien UICC I-III(ypN1). Für UICC III(ypN2) und Komplettremissionen ist kein Effekt aus den Daten ableitbar. Nach primärer Operation ist sowohl eine Radiochemo- als auch ein Chemotherapie mit verbessertem Überleben assoziiert. Hier muss allerding die Einschränkung der Lebensqualität durch die postoperative Radiotherapie berücksichtigt werden.