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DOI: 10.1055/s-0039-1695489
Screening von Risikopatienten mit Nicht-Alkoholischer Fettlebererkrankung: Evaluierung nationaler und internationaler Leitlinienempfehlungen bei Patienten mit Typ 2-Diabetes
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
13. August 2019 (online)
Einleitung:
Bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 (DM 2) besteht ein erhöhtes Risiko für eine Nicht-Alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) mit Progression zur Leberfibrose. Die hohe Krankheitsprävalenz macht effiziente, kostengünstige und flächendeckend verfügbare Fibrosemarker (Labor, Ultraschall) für die initiale Risikostratifizierung erforderlich. Die in Leitlinienalgorithmen (LLA) empfohlene Implementierung dieser Verfahren ist hinsichtlich Anwendbarkeit und Effizienz jedoch nicht ausreichend untersucht.
Ziele:
Evaluierung des Fibrosescreenings nach LLA bei DM 2 Patienten.
Methodik:
Elektiv vorgestellte Patienten mit DM 2 wurden mittels Ultraschall und Leberelastografie (Fibroscan) sowie NAFLD-Fibrosescore und FIB-4-Index charakterisiert. Die Risikostratifizierung erfolgte gemäß der europäischen (EASL) und deutschen (DGVS) NAFLD-LLA.
Verlaufskontrolle |
Hepatologische Abklärung |
Keine Empfehlung |
Sensitivität/ Spezifität |
||
DGVS |
basierend auf NFS sens |
Notwendige LSM |
|||
11% (21/184) |
76% (140/184) |
13% (23/184) |
83%/nd |
||
Verlaufskontrolle |
Leberbiopsie |
Überwachung |
|||
61% (112/184) |
7% (12/184) |
20% (37/184) |
|||
EASL-EASD- EASO |
2-Jahres Interval |
3 – 5-Jahres Interval |
|||
NFS sens |
5% (9/184) |
89% (164/184) |
– |
97%/14% |
|
NFS spez |
27% (49/184) |
6% |
67% (124/184) |
– |
90%/43% |
FIB4 sens |
20% (36/184) |
(11/184) |
74% (137/184) |
– |
92%/34% |
FIB4 spez |
34% (62/184) |
60% (111/184) |
– |
86%/52% |
|
DGVS = DGVS S2k Leitlinie NAFLD; EASL-EASD-EASO = Clinical practice guidelines for the management of NAFLD; NFS sens = NAFLD Fibrosis-Score (mittlere + Hochrisiko-gruppe); NFS spez = NAFLD Fibrosis-Score (ausschließlich Hochrisikogruppe); FIB4 sens = sensitiver Grenzwert von 1,515, FIB4 spez = spezifischer Grenzwert von 2,67; nd = nicht definiert; LSM = Lebersteifigkeitsmessung |
Ergebnis:
184 Patienten mit DM 2 (58% w, 65 Jahre) wurden prospektiv rekrutiert. 28% waren übergewichtig und 60% adipös (BMI 31,6 kg/m2). Sonographisch zeigten 161 (88%) Patienten eine Steatosis. 56 (30%) hatten eine erhöhte Lebersteifigkeitsmessung (LSM) (> 7,9/7,2 kPA für M/XL-Sonde).
Nach Anwendung der LLA bestand bei der Mehrzahl der Patienten die Indikation zu einer weiterführenden hepatologischen Diagnostik (Tab. 1). Der DGVS LLA (Sens. 83%) berücksichtigte keine Fälle ohne sonographisch nachweisbare Steatose (n = 23; 12%), obgleich 9 (39%) dieser Fälle eine erhöhte LSM aufwiesen. Die Empfehlungen des EASL-LLA hängen stark vom verwendeten Fibrosescore ab (Sens. 86%-98%, Spez. 14 – 52%).
Schlussfolgerung:
Das leitlinienkonforme Screening stellt bei der Mehrzahl der DM 2 Patienten ein erhöhtes NAFLD-assoziiertes Fibroserisiko fest. Der positive prädiktive Wert dieser Risikostratifizierung ist jedoch niedrig, wodurch bei konsequenter Anwendung ein erheblicher Ressourcenbedarf für die weiterführende Diagnostik erforderlich ist. Für ein flächendeckendes Screening sind optimierte LLA und eine Vergütung der Fibrosemarker erforderlich.