Z Gastroenterol 2019; 57(09): e339
DOI: 10.1055/s-0039-1695511
Endoskopie
Endoskopische Diagnostik: Farbe, Laser, künstliche Intelligenz: Donnerstag, 03. Oktober 2019, 09:40 – 10:52, Studio Terrasse 2.2 A
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Endomikroskopische Testung von Nahrungsmittelallergenen während der laufenden Gastroskopie – Etablierung einer neuen Methode am Allergiezentrum der Helios HSK Wiesbaden

R Kiesslich
1   Helios HSK Wiesbaden, Innere Medizin II (Gastroenterologie), Wiesbaden, Deutschland
,
H Adib-Tezer
2   Helios HSK Wiesbaden, Klinik für Dermatologie, Wiesbaden, Deutschland
,
D Teubner
1   Helios HSK Wiesbaden, Innere Medizin II (Gastroenterologie), Wiesbaden, Deutschland
,
N Wenda
3   Helios HSK Wiesbaden, Klinik für HNO, Wiesbaden, Deutschland
,
C Bojarski
4   Charité Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, CC 13: Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Gastroenterologie, Berlin, Deutschland
,
C Bayerl
2   Helios HSK Wiesbaden, Klinik für Dermatologie, Wiesbaden, Deutschland
,
J Gosepath
3   Helios HSK Wiesbaden, Klinik für HNO, Wiesbaden, Deutschland
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
13. August 2019 (online)

 

Einleitung:

Vier Prozent der deutschen Bevölkerung leiden an Nahrungsmittelallergien (IgE vermittelt). Ziel der vorliegenden Studie war die Wertigkeit eines neuen endoskopischen Verfahrens (Endomikroskopie) für die in-vivo Allergietestung von Nahrungsbestandteilen zu untersuchen.

Methode:

Patienten mit nahrungsmittelassoziierten gastrointestinalen Symptomen, die sich am Allergiezentrum der Helios HSK, Wiesbaden zwischen Januar und März 2019 vorstellten, wurde die neue Diagnostik angeboten. Die Patienten wurden gebeten vor der Endomikroskopie eine hypoallergene Nahrung für 2 Wochen zu sich zu nehmen.

Im Rahmen der endoskopischen Allergietestung erfolgte die duodenale Exposition verschiedener Nahrungsbestandteile (Weizen, Soja, Hefe, Milch und Nahrungsbestandteile basierend auf den Beschwerden der Patienten) während der Endoskopie über den Arbeitskanal des Gastroskops. Vor und 2 – 4 Minuten nach der Allergenexposition erfolgte die Fluoreszein- (Kontrastmittel) gestützte Endomikroskopie der Dünndarmschleimhaut mit der Gastro-Sonde von Cellvizio® (Frankreich). Als positive Reaktion wurde ein Übertritt von Fluoreszein aus dem Gewebe in das Darmlumen (leaky-gut) und eine erhöhte Zellabschilferung der Dünndarmepithelien angesehen. Bei positivem Ergebnis wurde eine spezifische Diät empfohlen.

Ergebnisse:

20 Patienten (16 Frauen; Alter 18 – 46 Jahre) wurden bislang endomikroskopisch getestet. 9 Patienten (45%) zeigten eine positive Reaktion (5 Soja, 3 Weizen, 1 Milch). Bei zwei Patienten zeigte sich ein leaky-gut Phänomen noch vor Applikation eines Allergens. Bei einer Patientin konnte eine Zöliakie endomikroskopisch identifiziert werden. 7 der 9 Patienten (78%) mit Nahrungsmittelallergie gaben nach 6 Wochen eine starke Verbesserung bis Verschwinden ihrer Symptome unter der spezifischen Diät an.

Zusammenfassung:

Die Endomikroskopie könnte sich – wie erste Daten zeigen – als neue und valide Methode der Nahrungsmittelallergietestung etablieren. Die Reaktion auf spezifische Allergene kann während der Gastroskopie unmittelbar endomikroskopisch (leaky-gut) beobachtet werden und eine gezielte Diät ermöglicht werden. Weitere Patientendaten sind jedoch nötig um das Potential dieser Methode umfassend zu beurteilen.