Z Gastroenterol 2019; 57(09): e371
DOI: 10.1055/s-0039-1695597
Klinische Praxis und Versorgungsforschung
Chirurgie des Häufigen: Hernien – Appendizitis: Freitag, 04. Oktober 2019, 14:25 – 15:37, Studio Terrasse 2.1 B
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ungewöhnlicher Bruchinhalt einer manifesten Peritonealkarzinose-assoziierten Tumorläsion im Bruchsack als Ursache und seltene Differenzialdiagnose einer irreponible Leistenhernie

M Bachmann
1   Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Transplantationschirurgie, Universitätsklinikum Magdeburg A.ö.R., Magdeburg, Deutschland
,
S Peglow
1   Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Transplantationschirurgie, Universitätsklinikum Magdeburg A.ö.R., Magdeburg, Deutschland
,
J Rabczak
2   Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, Universitätsklinikum Magdeburg A.ö.R., Magdeburg, Deutschland
,
V Schoeder
3   Institut für Pathologie, Universitätsklinikum Magdeburg A.ö.R., Magdeburg, Deutschland
,
D Jechorek
3   Institut für Pathologie, Universitätsklinikum Magdeburg A.ö.R., Magdeburg, Deutschland
,
RS Croner
1   Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Transplantationschirurgie, Universitätsklinikum Magdeburg A.ö.R., Magdeburg, Deutschland
,
F Meyer
1   Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Transplantationschirurgie, Universitätsklinikum Magdeburg A.ö.R., Magdeburg, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
13 August 2019 (online)

 

Die irreponible Einklemmung von Inguinalhernien durch intraabdominelle Drucksteigerung als Symptom einer Erkrankung im Bauchraum stellt eine Notfall-OP-Indikation dar.

Ziel:

Wissenschaftlicher Fallbericht, basierend auf i) einschlägigen themenbezogenen Referenzen der medizinischen Fachliteratur sowie ii) den gewonnenen spezifischen Erfahrungen im erfolgreichen klinischen Fallmanagement im Rahmen der befundgerechten Versorgung und Betrachtung der Grunderkrankung, zur Darstellung der seltenen repräsentativen Befundkonstellation einer symptomatischen Leistenhernie mit Tumorläsion einer Peritonealkarzinose (Nebennierenrindenkarzinom [NNR-Ca]) im Bruchsack.

Fall:

Ein 65-jähriger Patient mit vorbekanntem/strahlentherapeutisch behandeltem, hepatisch metastasiertem NNR-Ca sowie multiplen Ulzerationen der Magenhinterwand wurde zur operativen Versorgung verlegt. Der Patient zeigte sich in reduziertem AZ/kachektischem EZ mit einer tastbaren/druckschmerzhaften Resistenz im linken Unterbauch. Die CT zeigte eine ausgedehnte Tumorläsion eines Nebennierentumors mit Infiltration von Nachbarorganen. Es erfolgte eine Multiviszeralresektion mit Adrenalektomie/Nephrektomie links, Pankreasschwanzresektion, Splenektomie, Magenteilresektion, der V.-renalis-sinistra-Resektion mit Tumorthrombektomie in der V. cava inferior und V.-cava-Patch (Rinderpericard), Omentektomie und lokale Exzision peritonealer Herde. Wegen Nahtinsuffizienz wurde der Patient im ITS-Behandlungsverlauf einer Relaparotomie zur Übernähung unterzogen, was er zunächst gut tolerierte. Im stationären Verlauf fiel eine irreponible Leistenhernie rechts auf, welche nach sonografischer Befundbestätigung operativ mittels Leistenhernienrepair nach Shouldice suffizient versorgt wurde. Der bereits klinisch-intraoperativ geäußerte Verdacht der Tumorformation einer Peritonealkarzinose des NNR-Ca im Bruchsack bestätigte sich histologisch. Die Leistenhernien-Op zeigte keine Komplikationen. Aufgrund des klinisch imponierenden progredienten Tumorgeschehens wurde von einer chemotherapeutischen Nachbehandlung abgesehen.

Schlussfolgerung:

Eine irreponibel imponierende Inguinalhernie mit manifestem Peritonealkarzinoseknoten im Bruchsack stellt ein seltenes und lehrreiches Krankheitsbild in der Differenzialdiagnose dar.