Suchttherapie 2019; 20(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1696118
Symposien
S10 Symposium der Nachwuchsgruppe der DG-Sucht
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Prädiktive Faktoren für einen Rauchstopp in der Schwangerschaft

L Faul
Universitätsklinik Tübingen
,
K Petersen
Universitätsklinik Tübingen
,
S Hanke
Universitätsklinik Tübingen
,
A Batra
Universitätsklinik Tübingen
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
03 September 2019 (online)

 

Einleitung Das Ausmaß des unter schwangeren Frauen verbreiteten Wissens um reproduktionstoxische Risiken des Rauchens scheint nicht ausreichend erklären zu können, warum manche Frauen im Zuge einer Schwangerschaft mit dem Rauchen von Zigaretten aufhören, andere wiederum nicht. Hingegen wird vermutet, dass unter anderem Persönlichkeitsmerkmale und psychosoziale Faktoren hierfür eine Rolle spielen. Diese Arbeit soll Merkmale identifizieren, in denen sich schwangere Raucherinnen, die in der Schwangerschaft aufhörten zu rauchen („Ex-Raucherinnen“), von solchen unterscheiden, die weiterhin rauchten („Raucherinnen“).

Methode In einer Onlinestichprobe von 387 Personen, welche u. a. durch Werbung in Schwangerschaftsforen im Internet und deutschlandweit über gynäkologische Praxen und Frauenberatungsstellen rekrutiert wurden, konnten 40 Ex-Raucherinnen und 20 Raucherinnen identifiziert werden. Sie wurden hinsichtlich soziodemografischer Merkmale, Konsum- und Persönlichkeitsmerkmale verglichen, u. a. mithilfe des Big-Five-Inventory (BFI-10), des Fragebogens zur allgemeinen Lebenszufriedenheit in der Schwangerschaft (FALS-9r) und des Fagerströmtests für Zigarettenabhängigkeit (FTND). Zusätzlich liegen computergestützte qualitative Auswertungen freier Fragen nach Faktoren vor, die den Rauchstopp erleichtert oder behindert hatten.

Ergebnisse Ex-Raucherinnen wiesen vergleichsweise häufiger eine abgeschlossene Ausbildung auf (p = .026) und waren häufiger zum Zeitpunkt der Befragung berufstätig (p = .003). Sie waren häufiger in einer festen Partnerschaft (p = .042) und die aktuelle Schwangerschaft war häufiger geplant (p = .001). Ex-Raucherinnen zeigten retrospektiv einen geringeren Grad an Zigarettenabhängigkeit vor der Schwangerschaft (FTND, p = .045), schienen zufriedener (FALS-9r, p = .028) und tendenziell verträglicher (BFI-10, p = .050). Ergebnisse logistischer Regressionen zeigten, dass für die Unterscheidung zwischen Raucherinnen und Ex-Raucherinnen der Umstand, ob die Schwangerschaft geplant gewesen war, besonders bedeutsam war.

Diskussion Nach den Ergebnissen der Studie dürfte es Schwangeren, die in psychosozial stabilen und zufriedenstellenden Verhältnissen leben, eher gelingen, den Tabakkonsum einzustellen. Des Weiteren scheinen ein geringerer Grad an Zigarettenabhängigkeit und eine zuvor geplante Schwangerschaft einen Rauchstopp in der Schwangerschaft zu begünstigen. Es wäre wichtig, Schwangeren, die nicht diese prognostisch günstigen Faktoren aufweisen, gezielter Unterstützung anzubieten.