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DOI: 10.1055/s-0039-1696147
Eine qualitative Analyse von Diskussionen in Internetforen zum Thema Alkohol in der Schwangerschaft
Neun Monate Abstinenz – was sagt ihr dazu?Publication History
Publication Date:
03 September 2019 (online)
Einleitung Alkoholkonsum in der Schwangerschaft geht mit erheblichen Risiken für das ungeborene Kind einher. Trotz der bekannten Risiken verzichten nicht alle Frauen während der Schwangerschaft auf Alkohol. Die Gründe sind vielschichtig und nicht vollständig verstanden. Ziel der Analyse ist daher ein tieferes Verständnis für mögliche Gründe der Fortführung des Konsums in der Schwangerschaft.
Methode Anhand des theoretischen Samplings wurden 9 Onlineforenbeiträge inklusive Diskussionsthread zum Thema „Alkoholkonsum in der Schwangerschaft“ ausgewählt. Analyse und Theoriebildung nach der Grounded Theory erfolgten diskursiv im Forschungsteam.
Ergebnis Userinnen bewegen sich in der Schwangerschaft in einem Spannungsdreieck zwischen Kindeswohl, individuellem Selbstverständnis und Bedürfnissen, die sich aus der neuen Rolle als werdende Mutter ergeben. Userinnen, die sich auf das Kindeswohl zentrieren, neigen zur Selbstabwertung, wenn Abstinenz nicht eingehalten werden kann. Autonomie und Selbstbestimmung standen tendenziell eher bei bildungsnahen Userinnen im Fokus. Hier zeigte sich, dass Userinnen Risiken durch Alkoholkonsum zwar bekannt waren, aber unterschätzt wurden. Trotz des hohen Bildungsniveaus gaben sie an, sie hätten sich eine ausführliche Aufklärung durch betreuende Ärzte gewünscht, um Risiken besser einschätzen und die Empfehlung für vollständige Abstinenz verstehen zu können. Durch alleinige Verhaltensvorschriften wie ein absolutes Alkoholverbot in der Schwangerschaft fühlten sich viele bevormundet.
Diskussion Bedürfnisse, Unterstützungs- und Informationsbedarf variieren in der Schwangerschaft. Bei Zentrierung auf das Kindeswohl scheinen Entlastung und Unterstützung bei der Umsetzung der Abstinenz im Vordergrund zu stehen. Steht das Autonomiebestreben der Frau im Vordergrund, scheint eine rein informative, wenig direktive Aufklärung gewünscht zu sein. Die Ergebnisse sind sowohl für individuelle Beratungsgespräche als auch für die Entwicklung zielgruppenadaptierter präventiver Maßnahmen relevant.