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DOI: 10.1055/s-0039-1696216
„Bloß nichts verpassen“
Die Relevanz von FoMO und Social Zapping im Kontext einer pathologischen Nutzung sozialer NetzwerkseitenPublikationsverlauf
Publikationsdatum:
03. September 2019 (online)
Einleitung Die Nutzung von sozialen Netzwerkseiten (SNS) wie Facebook oder WhatsApp ist heutzutage allgegenwärtig, oft sozial motiviert und bietet viele Vorzüge. Manche Personen leiden jedoch unter Kontrollverlust und negativen Folgen einer exzessiven, suchtartigen Nutzung. Theorie und Empirie deuten auf die Relevanz bestimmter prädisponierender Personenmerkmale hin, wie z. B. die Angst etwas zu verpassen (Fear of Missing Out, FoMO). Die vorliegende Studie betrachtet zudem weitere Faktoren, die mit der Tendenz zur stetigen Suche nach dem gewinnbringendsten sozialen Kontakt einhergehen. Neben FoMO, Maximierungsstreben und Prokrastination wird das Konstrukt „Social Zapping“, d. h. das spontane Absagen sozialer Verabredungen zugunsten vermeintlich besserer Alternativen im Rahmen einer pathologischen SNS-Nutzung untersucht.
Methode Die Fragebogenstudie umfasst eine Stichprobe von N = 226 Personen (135 weiblich) im Alter von 17 bis 37 Jahren (M = 22.00, SD=3.30). Neben der Symptomschwere einer pathologischen SNS-Nutzung wurden FoMO, Maximierungsstreben und die Tendenz zur Prokrastination mittels standardisierter Fragebögen erhoben. Die Neigung zum Social Zapping wurde mittels einer selbstentwickelten Skala erfasst.
Ergebnis In Einklang mit vorherigen Studien ging eine erhöhte Symptomschwere einer pathologischen SNS-Nutzung mit höheren Maßen an FoMO einher. Zusätzlich zeigten sich positive Zusammenhänge mit den Tendenzen zur Maximierung, Prokrastination sowie zum Social Zapping. Beziehungen zwischen den einzelnen Konstrukten wurden zusätzlich in einem Mediationsmodell geprüft. Es zeigten sich signifikante indirekte Effekte von Maximierung und Prokrastination auf die pathologische SNS-Nutzung vermittelt durch FoMO und Social Zapping.
Diskussion Die Ergebnisse stützten bisherige Annahmen über Risikofaktoren einer pathologischen SNS-Nutzung. Dabei erhalten vor allem verstärkende Mechanismen, wie die Angst etwas im Internet oder im sozialen Umfeld zu verpassen, eine zentrale Rolle und unterstreichen die Bedeutsamkeit zur Untersuchung interagierender Prozesse. Diese zu erforschen ist notwendig, um ein besseres Verständnis des Störungsbildes zu erhalten und somit protektive und präventive Maßnahmen ableiten zu können.