Suchttherapie 2019; 20(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1696284
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Neurophysiologische Korrelate der Alkoholabhängigkeit: Kontextabhängige Cue Reaktivität – eine fMRI Studie

W Fey
Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Bern
,
F Conring
Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Bern
,
A Federspiel
Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Bern
,
F Moggi
Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Bern
,
M Stein
Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Bern
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Publication History

Publication Date:
03 September 2019 (online)

 

Einleitung Trotz Fortschritten in der Behandlung der Alkoholabhängigkeit sind die Rückfallraten nach Klinikentlassung hoch. Da eine Rückkehr in die gewohnte Trinkumgebung häufig zu Rückfällen führt, wird die Untersuchung von Umgebungseinflüssen zunehmend als wichtig erachtet. Die Cue-Reaktivität wird in diesem Zusammenhang häufig untersucht. Die Forschung zeigt vermehrt, dass kontextuelle Einflüsse, wie beispielsweise die Umgebung des häufigen Konsums, soziale Situationen/Interaktionen wesentlichen Einfluss auf die Rückfallhäufigkeit haben. Das komplexe Zusammenspiel von Kontexteinflüssen und cue-induzierten neuronale Reaktionen soll in der aktuellen Studie systematisch untersucht werden.

Methode 13 alkoholabhängige Patienten (40 – 56 Jahre) und 13 Kontrollpersonen (29 – 58 Jahre) absolvierten innerhalb eines fMRT-Scanners jeweils zwei Durchgänge eines Cue-Reaktivitäts-Paradigmas, bei denen sie mit alkoholbezogenen und neutralen Stimuli konfrontiert wurden. Um die Kontextabhängigkeit von Cue-Reaktivität zu untersuchen, wurde unmittelbar zuvor im fMRT-Scanner eine neutrale und eine alkohol-bezogene Imaginationsübung durchgeführt. Mit allen Teilnehmern wurde zuerst eine 2 (Gruppe) × 2 (Imagination) × 2 (Stimulustyp) Varianzanalyse (ANOVA) durch durchgeführt. Anschliessend wurden die Gruppen separat untersucht und Post-hoc-Vergleiche (t-Tests) errechnet.

Ergebnis Die 2 × 2 × 2 ANOVA ergab einen signifikanten Haupteffekte „Imagination“ und einen signifikanten Interaktionseffekt „Imagination x Gruppe“. Die signifikanten Effekte waren v. a. im Thalamus beidseits, im Nuclueus caudatus (beidseits) und im Bereich des linken Ventrikels lokalisiert. Die Berechnung der einzelnen Gruppen (2 × 2 ANOVA) ergab je ein Haupteffekte „Imagination“. Bei der Patientengruppe waren die auffälligen Effekte hauptsächlich im Bereich der Basalganglien zentral lokalisiert, bei der Kontrollgruppe waren die Effekte v. a. in der Weissen Substanz zu finden.

Diskussion Die Resultate der Untersuchung unterstützen die Wichtigkeit der kontextuellen Einflüsse bei der Verarbeitung von spezifischen alkoholbezogenen Stimuli. Erste Ergebnisse legen nahe, dass die zentrale neuronale Aktivierung in einem alkoholbezogenen Kontext bei Patienten stärker ist als in einem neutralen Kontext und bei einer Kontrollgruppe. Therapien sollten das komplexe Zusammenwirken von umgebungsgedingten Faktoren und spezifischen alkoholbezogenen Cues deshalb berücksichtigen.