Osteologie 2019; 28(04): 291
DOI: 10.1055/s-0039-1700637
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Bedeutung von Vitamin D bei der Behandlung der Beckeninsuffizienzfrakturen

C Linhart
1   Klinik für Allgemeine, Unfall-, und Wiederherstellungschirurgie, Klinikum der Universität München, LMU München
,
C Zeckey
1   Klinik für Allgemeine, Unfall-, und Wiederherstellungschirurgie, Klinikum der Universität München, LMU München
,
W Böcker
1   Klinik für Allgemeine, Unfall-, und Wiederherstellungschirurgie, Klinikum der Universität München, LMU München
,
C Kammerlander
1   Klinik für Allgemeine, Unfall-, und Wiederherstellungschirurgie, Klinikum der Universität München, LMU München
,
C Neuerburg
1   Klinik für Allgemeine, Unfall-, und Wiederherstellungschirurgie, Klinikum der Universität München, LMU München
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Publication History

Publication Date:
14 November 2019 (online)

 

Einleitung:

Beckeninsuffizienzfrakturen (FFP-fragility fracture of the pelvis) spielen eine immer zentralere Rolle in der Alterstraumatologie. Diese bei älteren Patienten zunehmende Frakturentität geht mit einer Minderung der Knochenqualität einher und scheint durch eine zugrundliegenden Osteomalazie oder Osteoporose begünstigt zu werden. Typischerweise entstehen Insuffizienzfrakturen wie die FFP auf dem Boden einer Osteomalazie, wobei hier zwischen einer Vit.-D-abhängigen und einer hypophosphatämischen Form unterschieden werden muss. Vit.-D hat zudem eine besondere Bedeutung für die Muskelgesundheit, denn ein Mangel kann zu Muskelschwäche, Muskelschmerzen und Gangstörungen führen. Ziel der vorliegenden retrospektiven Studie war daher die Evaluation des Vit.-D Spiegels und der Kalzium-Homöostase von Patienten mit Beckeninsuffizienzfrakturen.

Materialien und Methoden:

Es erfolgte eine Auswertung der hauseigenen Klinikdatenbank, mit Einschluss aller Patienten > 80 Jahre die aufgrund einer FFP Fraktur, im Zeitrahmen Januar 2011 bis Februar 2017 operativ versorgt wurden. Dabei wurde das während des stationären Aufenthaltes abgenommene Osteoporose-Basislabor ausgewertet unter Berücksichtigung einer evtl bestehenden Osteoporosetherapie.

Ergebnisse:

Im o.g. Zeitraum konnten 133 geriatrische Patienten nach Bagatelltrauma bzw. ohne zugrundeliegendes Trauma mit einer FFP identifiziert werden. Die untersuchten Patienten waren zwischen 80 und 98,7 Jahre alt mit einem Altersdurchschnitt von 84,8 Jahren (Median 84,8 Jahre). 92 der 133 Patienten waren weiblich, 41 männlich. Über die Hälfte der Patienten erhielten im Rahmen der stationären Versorgung ein spezifisches Osteoporoselabor (73/133). Bei 75% der Patienten mit Osteoporose-Basislabor (55/73) zeigte sich ein erniedrigter Serum-25-OH-Vitamin D Spiegel < 20 ng/ml. Über ein Drittel der Patienten (27/73) wiesen sogar stark erniedrigte Werte von < 10 ng/ml auf.

Diskussion:

Wenn auch der diagnostischen Gold-Standard zur Identifikation einer Osteomalazie mittels Knochenbiopsie in der vorliegenden Studie nicht durchgeführt wurde, so liegt bei der Analyse des Osteoporose-Basislabors unter Berücksichtigung der übrigen Serumparameter der Kalziumhomöostase wie dem Phosphat, der Alkalischen Phosphatase etc. in dem überwiegenden Teil der Fälle mit einer FFP eine Osteomalazie auf dem Boden eines Vitamin D Mangels vor. Die Vitamin D Supplementation scheint daher als additive Therapieform bei der Behandlung der Beckeninsuffizienzfrakturen (FFPs) von relevanter Bedeutung zu sein.

Key words:

Beckeninsuffizienzfrakturen; FFP; Osteoporose; Alterstraumatologie